Sponsorenvertrag Werbe-Millionen statt Ehrenamt: Beckenbauer im Zwielicht

Franz Beckenbauer war der Ok-Chef der WM 2006. Foto: Marc Mueller
Franz Beckenbauer war der Ok-Chef der WM 2006. Foto: Marc Mueller

Es ist ein Mythos des Sommermärchens. Franz Beckenbauer arbeitet zum Wohle des deutschen Fußballs als WM-Macher - unermüdlich und vor allem unentgeltlich. Angesichts eines Millionen-Werbedeals will selbst die DFB-Spitze aber nicht mehr von einem Ehrenamt reden.

Im Oktober 2004 war die Welt von Franz Beckenbauer noch in Ordnung. Als großer WM-Beschaffer durfte sich die damals unantastbare Lichtgestalt des deutschen Fußballs in der rheinland-pfälzischen Provinz feiern lassen.

«Ich mache das natürlich ehrenamtlich.»

Über einen grünen Teppich in Form eines Strafraums schritt Beckenbauer, um in Ransbach-Baumbach 590 Tage vor Turnierbeginn einen weiteren Coup zu präsentieren: Die Vereinbarung mit dem Sportwettenanbieter Oddset als nationaler Sponsor. «Wir sind im grünen Bereich», verkündete der Chef des WM-Organisationskomitees stolz. Zwölf Jahre später herrscht dagegen schon wieder Alarmstufe Rot.

Nach all den bisherigen Enthüllungen in der WM-Affäre ist nun auch noch der Mythos des unentgeltlich zum Wohle des deutschen Fußballs um die Welt jettenden Sommermärchen-Organisators zerstört. Stets hatte Beckenbauer beteuert: «Ich mache das natürlich ehrenamtlich.»

 

Das Denkmal Beckenbauers bröckelt immer weiter

Stattdessen ließ sich der heute 71-Jährige mit 5,5 Millionen Euro fürstlich für einen Werbevertrag entlohnen. Schon zur damaligen Zeit wurde zwar kommuniziert, dass Beckenbauer «als so genanntes Testimonial» Oddset zur Verfügung stehen werde. Nicht bekannt war jedoch, wie nun der amtierende DFB-Präsident Reinhard Grindel anprangert, dass Beckenbauer mit Geld «aus dem Topf für die Organisation der WM 2006» bezahlt wurde. «Sicher» könne da nicht von einem Ehrenamt gesprochen werden, erklärte der heutige Verbandschef.

Hätte die Öffentlichkeit aufgeschrien, wenn nach der letzten Tranche im Oktober 2006 transparent erklärt worden wäre, dass Beckenbauer Millionen aus einem Werbevertrag mit dem nach eigenen Angaben von ihm geworbenen Sponsor erhalten hatte? Dass die Absprache mit dem Deutschen Fußball-Bund nun erst durch Medienberichte herauskommt und der DFB auf deutliche Distanz zu ihm geht, lässt das Denkmal Beckenbauers allerdings immer weiter bröckeln.

 

Seit Beginn der Affäre vor einem Jahr kommt nur tröpfchenweise die Wahrheit heraus

wie Beckenbauer & Co. wirklich die WM nach Deutschland geholt haben und welche Gelder wohin geflossen sind. Inzwischen treiben die dubiosen Überweisungen von 6,7 Millionen Euro zuerst nach Katar an Skandalfunktionär Mohamed bin Hammam und dann über das WM-Ok und die FIFA zurück zu Kreditgeber Robert Louis-Dreyfus Beckenbauer auch juristisch in die Enge. Durch die Ermittlungen der Schweizer Bundesanwaltschaft drohen dem Wahl-Österreicher Konsequenzen.

Zu Beginn der Affäre versuchte er sich noch mit seiner charmant-nonchalanten «Ja, mei»-Rhetorik verbal aus der Bredouille zu dribbeln. «Ich habe immer alles einfach unterschrieben», lautete in einem Interview der «Süddeutschen Zeitung», dass er selbst von Zahlungen nichts mitbekommen haben will.

Am Mittwoch ließ Beckenbauer zu den neuesten Vorwürfen zunächst nur seine Anwälte sprechen. Die Behauptungen, Beckenbauer habe die 5,5 Millionen für die WM 2006 oder für ein Ehrenamt bekommen, seien falsch, schrieben sie. dpa