Berufsunfähigkeit: So können sich Arbeitnehmer vor dem finanziellen Ruin schützen

Über eine Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) sollte bereits früh nachgedacht werden (Foto: pixabay.com / geralt)
Über eine Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) sollte bereits früh nachgedacht werden (Foto: pixabay.com / geralt)

Jeder fünfte Arbeitnehmer in Deutschland wird laut der Deutschen Rentenver-sicherung vor dem Ruhestand erwerbs-unfähig. Da die gesetzliche Erwerbs-minderungsrente zum Leben zu wenig und zum Sterben zu viel zahlt, gehört die Berufsunfähigkeitsversicherung (BU-Ver- sicherung) zu den wichtigsten Ab- sicherungen für Arbeitnehmer. Denn wer wegen Krankheit oder Unfall nicht mehr arbeiten kann, dem zahlt diese Versicherung eine monatliche Rente.

Das gemeinnützige Verbraucherportal Finanztip gibt Hinweise, was beim Abschluss zu beachten ist.

 

Den richtigen Bedarf festlegen

 

Vor dem Abschluss sollten sich Verbraucher genau überlegen, wie viel BU-Rente sie benötigen. Julia Rieder, Expertin für Versicherungen bei Finanztip erklärt die Faustformel: "80 Prozent des Haushalt-Nettoeinkommens sollten versichert sein. Um den genauen Bedarf zu ermitteln, eignet sich auch folgende Rechnung: die jährlichen Ausgaben aufschreiben und überlegen, welche Ausgaben auch bei Arbeitsunfähigkeit weiterhin bestehen und die Erwerbsminderungsrente davon abziehen. Durch zwölf Monate geteilt ergibt sich der individuelle Bedarf." Hat man keine anderen Einnahmen, sollte die Rente für Berufsanfänger mindestens 1.000 Euro betragen. Der Beitrag sollte aber, sobald es das Gehalt zulässt, erhöht werden. Möglich ist das bei Verträgen mit sogenannter Nachversicherungs- garantie oder Dynamik.

 

2. Am besten den Vertrag früh abschließen

 

Je gesünder jemand bei Vertragsabschluss ist, desto günstiger ist der Beitrag und desto geringer ist das Risiko, von den Versicherern abgelehnt zu werden. "Der richtige Moment, um sich mit der BU-Versicherung zu befassen, ist, wenn das erste regelmäßige Gehalt eingeht. Da das Einkommen bei Berufsanfängern in den darauffolgenden Jahren vermutlich steigen wird, lohnt sich ein Vertrag mit steigenden Beiträgen, also einer Dynamik", sagt Rieder.

 

3. Den Preis der Versicherung genau prüfen

 

Die Preise bei den BU-Versicherungen sind meist in Brutto- und Nettoprämien angegeben. Netto ist der Betrag, den Kunden anfangs zahlen müssen. Aber Vorsicht: Denn der Versicherer kann den Betrag gegebenenfalls bis zur Bruttoprämie erhöhen. Weil der Wettbewerb zwischen den Anbietern hart ist und auch Versicherungen mit den niedrigen Zinsen an den Kapitalmärkten zu kämpfen haben, ist damit zu rechnen, dass der Beitrag auch in Zukunft öfter erhöht wird. Deshalb bei der Wahl der Versicherung am besten nach einer niedrigen Netto-Prämie schauen und darauf achten, dass die Spanne zur Brutto-Prämie gering ist.

 

4. Sich gut beraten lassen

 

Der Gesundheitszustand entscheidet darüber, wie teuer eine BU ist und ob man überhaupt eine bekommt. Vorerkrankungen sollten trotzdem nicht verschwiegen werden. Es ist vielmehr wichtig, die Gesundheitsfragen im Antrag wahrheitsgemäß zu beantworten. Denn bei falschen Aussagen kann es passieren, dass die Versicherung im Schadensfall nicht zahlt. Deshalb am besten mit dem Hausarzt sprechen und einen Blick in die Krankenunterlagen werfen. "Gute Verträge beziehen maximal die letzten fünf Lebensjahre mit ein. Wer beispielsweise vor vier Jahren in Psychotherapie war, für den kann es sich lohnen, noch ein Jahr mit dem Abschluss der Versicherung zu warten", rät Rieder.

 

Da der Antrag einer BU-Rente recht aufwendig ist, empfiehlt Finanztip, die Hilfe von spezialisierten Honorarberatern oder Fachanwälten einzuholen, um Fehler zu vermeiden

 

5. Zuerst über eine Rechtsschutzversicherung nachdenken

 

Die Versicherung zahlt nur, wenn der Betroffene nach Einschätzung der Versicherung mindestens 50 Prozent berufsunfähig ist. Ob das zutrifft, ist häufig nicht ganz eindeutig. Außerdem beanstanden manche Versicherungen, dass Vorerkrankungen verschwiegen wurden. Einige Versicherer lehnen Anträge auf eine BU-Rente mit diesen Begründungen zunächst ab. Mit einer Rechtsschutz-versicherung können Kunden sichergehen, dass sie im Falle einer Ablehnung die nötigen Mittel haben, um ihr Recht vor Gericht zu erstreiten. Damit die Rechtschutzversicherung greift, muss sie mindestens drei Monate vor Abschluss der BU bestehen.

 

6. Alternativen im Blick behalten

 

Je wahrscheinlicher es ist, dass jemand berufsunfähig wird, desto höher der Beitrag. Riskante Berufe oder Hobbys und der Gesundheitszustand sind deshalb Faktoren, die die Versicherung teuer machen können. Es kann sogar sein, dass manche Verbraucher gar keine BU bekommen. Wer keine geeignete Versicherung bekommt, für den gibt es möglichweise Alternativen, die aber weniger Schutz bieten. Die beste Variante ist die Erwerbsunfähigkeitsversicherung. Weitere Beispiele sind die Dread-Disease-Versicherung oder die Multi-Risk-Versicherung, die aber bestimmte Krankheiten ausschließen.

 

(Finanztip Verbraucherinformation gemeinnützige GmbH / AK)