Spielbericht: Bayern 0:1 gegen Atlético - Erste Niederlage für Ancelotti

Thomas Müller scheitert mit seiner Direktabnahme an Jan Oblak. Foto: Andreas Gebert EPA/dpa
Thomas Müller scheitert mit seiner Direktabnahme an Jan Oblak. Foto: Andreas Gebert EPA/dpa

Nach zuletzt acht Siegen in acht Pflichtspielen kassieren die Bayern ihre erste Niederlage unter Trainer Ancelotti. Atlético Madrid erweist sich als erwartet harte Aufgabe - und gewinnt verdient. Der Deutschland-Schreck verschießt sogar noch einen Elfmeter.

Auch mit Carlo Ancelotti gibt es für den FC Bayern in Spanien nichts zu holen.

Nach drei Halbfinal-Niederlagen in der Champions League gegen Spitzenclubs aus der Primera División mussten sich die Münchner bei der schnellen Rückkehr zum letztjährigen Bezwinger Atlético Madrid auch unter dem neuen Trainer geschlagen geben.

«Ich bin nicht zufrieden mit unserer Leistung»

Beim 0:1 (0:1) besiegelte Yannick Carrasco (35. Minute) nach acht Siegen des deutschen Fußball-Rekordmeisters in den bisherigen acht Pflichtspielen unter Ancelotti bei der ersten Kraftprobe die erste Niederlage des Italieners.

Deutschland-Schreck Antoine Griezmann verpasste mit einem Foulelfmeter an die Latte (84.) noch einen zweiten Treffer. «Ich bin nicht zufrieden mit unserer Leistung», sagte Ancelotti im TV-Sender Sky. Sein Gegenüber Diego Simeone dagegen lobte das aggressive Spiel seiner Mannschaft. «Ich bin sehr stolz», sagte er.

«Dass es schwer wird, war klar. Wir haben ja noch das Rückspiel. Wir müssen daraus lernen und ruhig bleiben», sagte Arjen Robben im ZDF. Torwart Manuel Neuer vermisste den «Killerinstinkt», den Atlético gezeigt habe. «Die Mannschaft spielt sehr clever. Und wenn sie dann noch so hinten drin stehen, wird es schwer, das zu drehen.»

 

Den Münchnern gelang wieder kein Auswärtstreffer

In der Festung Estadio Vicente Calderón gelang den Münchnern wie in der Amtszeit von Pep Guardiola und bei den K.o.'s gegen Real Madrid (2014), den FC Barcelona (2015) und vor fünf Monaten gegen Atlético wieder kein Auswärtstreffer gegen ein spanisches Team. Die Bayern waren im Duell zweier Königsklassen-Topvereine zwar lange feldüberlegen und steckten nie auf, doch in der Defensive waren sie anfällig und nach vorne nicht präzise und kreativ genug.

Nach dem 5:0 gegen Rostow bedeutet die Niederlage in Madrid auch einen Rückschlag im Kampf um den Gruppensieg. Atlético führt die Gruppe D mit sechs Punkten an. Der Gruppenerste geht beim Achtelfinale im kommenden Jahr den anderen Vorrundensiegern und damit wohl Schwergewichten aus dem Weg. Den Münchnern bleiben aber vier Spieltage, um sich noch den Spitzenplatz zu erkämpfen. Das Rückspiel gegen Atlético findet am 6. Dezember zum Gruppenabschluss statt.

Fünf Monate nach dem 0:1 an selber Stelle waren die Bayern gegen die nur anfangs defensiv eingestellten Spanier zwar um Spielkontrolle bemüht und hatten durch Thomas Müller auch die erste große Torchance. Der Nationalspieler scheiterte aber nach einem Thiago-Zuspiel per Direktabnahme (13.). «Wir sind ganz gut gestartet und waren in den ersten 15 bis 20 Minuten richtig aggressiv», sagte Robben.

 

Den Bayern-Bemühungen fehlte die Präzision

Dann aber prüfte Carrasco mit einem Schuss aus halbrechter Position Neuer (19.). Wenig später köpfte Fernando Torres in einem sehr unterhaltsamen und kurzweiligen Kräftemessen zweier echter Topvereine - nur eines der vergangenen fünf Endspiele fand ohne einen der beiden Clubs statt - an den Pfosten (22.). Atlético wurde nun stärker und vor allem durch das schnelle Umschaltspiel immer gefährlicher.

Torres traf zunächst noch das Außennetz (34.), doch eine Minute später erzielte Carrasco mit einem platzierten Schuss aus knapp 18 Metern das verdiente 1:0. Den Bayern-Bemühungen fehlte in dieser Phase die Präzision, dem Offensivspiel die Durchschlagskraft. Vom ersten «richtig harten, knackigen Gegner» hatte Kapitän Philipp Lahm gesprochen - und sollte Recht behalten. Die heimstarke Mannschaft von Trainer Diego Simeone blieb die erwartet knifflige Aufgabe.

Müller traf per Kopf das Außennetz (50.), David Alabas Schuss wurde von Madrids Torwart Jan Oblak abgewehrt (56.). Mit den Hereinnahmen von Arjen Robben für Müller und Joshua Kimmich für Thiago versuchte Ancelotti nochmals neue Impulse zu setzen. Robert Lewandowski hatte die große Chance zum Ausgleich, verfehlte aber per Kopf (77.). Robben versuchte es von der Strafraumgrenze - ebenfalls knapp vorbei (80.). Auf der anderen Seite trat Griezmann nach einem Foul von Vidal an Filipe Luis zum Strafstoß an - verpasste aber die Vorentscheidung. dpa