Merkel fordert Respekt: Pöbeleien bei Einheitsfeier in Dresden

Sachsens Ministerpräsident Tillich (L) neben Bundeskanzlerin Merkel, Bundespräsident Gauck, Bundestagspräsident Lammert und Andreas Voßkuhle, Präsident des Bundesverfassungsgerichts. Foto: Sebastian Kahnert
Sachsens Ministerpräsident Tillich (L) neben Bundeskanzlerin Merkel, Bundespräsident Gauck, Bundestagspräsident Lammert und Andreas Voßkuhle, Präsident des Bundesverfassungsgerichts. Foto: Sebastian Kahnert

Mit einem Festakt in der Semperoper haben die Einheitsfeiern in Dresden ihren Höhepunkt erreicht. Auf der Straße werden Kanzlerin, Bundespräsident und andere Gäste massiv beschimpft. Es fließen Tränen. «Menschenverachtend», sagt Ministerpräsident Tillich.Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat zum Tag der deutschen Einheit zu gegenseitigem Respekt und Dialogbereitschaft aufgerufen. 26 Jahre nach der Wiedervereinigung sei der Tag der Einheit für die allermeisten Deutschen nach wie vor ein Tag der Freude und Dankbarkeit.

Probleme gemeinsam lösen

Es gebe aber auch neue Probleme. «Und ich persönlich wünsche mir, dass wir diese Probleme gemeinsam, in gegenseitigem Respekt, in der Akzeptanz sehr unterschiedlicher politischer Meinungen lösen und dass wir auch gute Lösungen finden», sagte die CDU-Chefin vor dem zentralen Festakt in Dresden.

Die Kanzlerin, Bundespräsident Joachim Gauck und andere Gäste waren vor dem Festakt von mehreren hundert Demonstranten beschimpft und angepöbelt worden, darunter vor allem Anhänger des fremdenfeindlichen Pegida-Bündnisses. Sie riefen «Volksverräter», «Haut ab» und «Merkel muss weg». Auch Trillerpfeifen ertönten.

Zu den Demonstranten gehörte auch der Pegida-Mitbegründer Lutz Bachmann. Die Gäste, die auf dem Weg zu den Feierlichkeiten waren, sahen sich einem Spießrutenlauf ausgesetzt. Die Frau des sächsischen Wirtschaftsministers Martin Dulig (SPD) brach in Tränen aus, als sie durch die aufgebrachte Menge ging. Ein dunkelhäutiger Mann, der zum Gottesdienst wollte, wurde mit Affenlauten und «Abschieben»-Rufen geschmäht.

 

Ab Mittag der zentrale Festakt in der Semperoper

Nach einem ökumenischen Gottesdienst in der Dresdner Frauenkirche begann am Mittag der zentrale Festakt in der Semperoper. Festredner waren Bundestagspräsident Norbert Lammert sowie Bundesratspräsident und Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (beide CDU). Tillich rief dazu auf, mit Worten gewisse Grenzen nicht zu überschreiten. «Beschämt erleben wir, dass Worte die Lunte legen können für Hass und Gewalt», sagte er in seiner Festrede. «Das ist menschenverachtend und zutiefst unpatriotisch.»

Die Feiern finden unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen statt. Mit rund 2600 Beamten sichert die Polizei die Veranstaltungen ab. «Um Zugang der Ehrengäste zu den Protokollveranstaltungen am Neumarkt zu gewährleisten, mussten Personen zurückgedrängt werden», teilte die Polizei via Twitter mit.

 

In ganz Dresden sind für heute fast ein Dutzend Demonstrationen angemeldet

Ein linksradikales Bündnis hat Proteste und «kreative Aktionen» angekündigt. Das fremden- und islamfeindliche Pegida-Bündnis hat für den Nachmittag zu einer Demonstration aufgerufen, außerdem will das mittlerweile mit Pegida verfeindete rechte Bündnis «Festung Europa» gegen die Flüchtlingspolitik protestieren.

Bereits am Sonntag sorgten ein Brandanschlag auf drei Polizeifahrzeuge sowie Pöbeleien gegen Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) für Aufregung. Vor einer Woche hatte Unbekannte Sprengstoffanschläge auf eine Moschee und das Kongresszentrum verübt, wo am Montagnachmittag der Empfang des Bundespräsidenten stattfinden sollte. dpa