Portugiese Guterres soll neuer UN-Generalsekretär werden

António Guterres im November vergangenen Jahres bei einer Preisverleihung in Düsseldorf. Foto: Monika Skolimowska
António Guterres im November vergangenen Jahres bei einer Preisverleihung in Düsseldorf. Foto: Monika Skolimowska

Seit 1946 stehen Männer an der Spitze der Vereinten Nationen, viele hatten nun auf eine Frau gehofft. Doch die Premiere verzögert sich wohl weiter: Der Migrationsexperte António Guterres ist Favorit des Sicherheitsrats - und hat den Posten als UN-Chef damit quasi sicher.

Der frühere Chef des UN-Flüchtlingshilfswerks und ehemalige portugiesische Ministerpräsident António Guterres soll nächster Generalsekretär der Vereinten Nationen werden. Bei einer formellen Abstimmung im Sicherheitsrat wollen ihn die 15 Mitglieder des Gremiums heute offiziell bestätigen.

Danach muss die UN-Vollversammlung die Berufung des 67-Jährigen noch bestätigen.

 

Am Mittwoch hatte Guterres bei einer Abstimmung im UN-Sicherheitsrat die meisten Stimmen erreicht - und auch die der fünf Veto-Mächte. «Nach unserer sechsten Probeabstimmung haben wir heute einen klaren Favoriten, und sein Name ist António Guterres», sagte Russlands UN-Botschafter Witali Tschurkin in New York.

 

Die UN-Vollversammlung könnte noch in der kommenden Woche offiziell über den Nachfolger von Ban Ki Moon entscheiden. Blockiert hat das 193 Mitgliedstaaten zählende UN-Plenum eine solche Personalie in der 70-jährigen UN-Geschichte noch nie, und auch diesmal ist kaum damit zu rechnen.

Guterres sei der beste Mann für den Posten, sagte Großbritanniens UN-Botschafter Matthew Rycroft. Er sei zwar froh, dass die Mehrzahl der 13 Kandidaten Frauen gewesen seien. «Für Großbritannien waren die Führungsqualitäten für diese Position trotzdem am wichtigsten.» Rycroft zeigte sich auch erfreut, dass über die Personalie schneller entschieden wurde als von einigen Beobachtern befürchtet. «Dieser Prozess hätte sich sehr viel länger hinziehen können.»

 

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch lobte Guterres als «direkten und effektiven Fürsprecher für Flüchtlinge». Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini bezeichnete ihn als «guten Freund, einen Mann mit Vision, Herz und Taten», unter dessen Ägide die Zusammenarbeit zwischen EU und UN «noch stärker» werden dürfte.

 

Bereits in den fünf vorigen Probeabstimmungen hatte sich der 1949 in Lissabon geborene Guterres, der zwischen 1995 und 2002 Regierungschef seines Landes und von 2005 bis 2015 UN-Flüchtlingskommissar war, durchgesetzt. Dabei waren allerdings die Stimmzettel der 15 Ratsmitglieder noch nicht farblich danach markiert, ob sie ein Veto-Recht haben oder nicht.

 

Ebenfalls gute Chancen waren dem ehemaligen serbischen Außenminister Vuk Jeremić sowie dem slowakischen Außenminister Miroslav Lajcak eingeräumt worden. Enttäuscht wurden neben ihnen auch die vielen Fürsprecher einer Lösung, mit der erstmals in der UN-Geschichte eine Frau den Spitzenposten besetzt hätte.

 

Im Gespräch waren auch die Vize-Präsidentin der EU-Kommission, die Bulgarin Kristalina Georgiewa, sowie die zuvor von der Regierung in Sofia favorisierte bulgarische Unesco-Chefin Irina Bokowa gewesen. Nach den ungeschriebenen Verteilungsprinzipien der UN wäre eigentlich ein Kandidat oder eine Kandidatin aus Osteuropa an der Reihe gewesen.

 

Der 72 Jahre alte südkoreanische Amtsinhaber Ban gibt seinen Posten Ende des Jahres nach zehn Jahren an der UN-Spitze ab.

 

Hier finden Sie Informationen zur Wahl des Un-Generalsekretärs: