Vor Spiel gegen DFB-Elf: Straka sorgt sich um seine Tschechen

Frantisek Straka ist der Trainer der tschechischen Nationalmannschaft. Foto: Anthony Anex
Frantisek Straka ist der Trainer der tschechischen Nationalmannschaft. Foto: Anthony Anex

Frantisek Straka kennt den deutschen Fußball ziemlich gut, er hat in der Bundesliga lange für Mönchengladbach und Rostock gespielt. Später hat er unter anderem die tschechische Nationalelf trainiert, der er gegen die DFB-Elf allerdings nicht viel zutraut.

Frantisek Straka hat mit Tschechiens Fußball-Auswahl glorreiche Zeiten erlebt, aber seinen Erben traut der langjährige Bundesliga-Profi nicht allzu viel zu.

«Das Team gilt nicht als innerlich besonders gefestigt, darin sehe ich eine der großen Schwächen.

Straka fürchtet, dass sein Land in der Qualifikation scheitert

Insgesamt fehlt es an überragender internationaler Klasse», urteilt der frühere Nationalspieler und -Trainer über die neue tschechische Kicker-Generation, die am Samstag (20.45 Uhr) in Hamburg Weltmeister Deutschland herausfordert. Straka fürchtet, dass sein Land in der Qualifikation scheitern und die WM 2018 in Russland ohne den Europameister von 1976 über die Bühne gehen könnte.

«Ich mache mir, ehrlich gesagt, etwas Sorgen um das Weiterkommen des tschechischen Teams. Die direkten Konkurrenten Nordirland und Norwegen sind mindestens genauso stark wie Tschechien», sagt Straka. Zumal das Team um die Bundesliga-Profis Theodor Gebre Selassie (Werder Bremen) und Pavel Kaderabek (1899 Hoffenheim) schon beim 0:0 zum Auftakt gegen die Nordiren zwei Punkte liegen gelassen hatte. Ganz anders als die Deutschen, die in Norwegen eigentlich höher als mit 3:0 hätten gewinnen müssen.

 

Frantisek Straka gibt sich keinen Illusionen hin

Vor dem Duell mit dem Weltmeister im Volksparkstadion gibt sich der Deutschland-Kenner, der einst vor allem bei Borussia Mönchengladbach (1988 bis 1991) als Abwehrrecke geglänzt hat, keinen Illusionen hin. Er erwartet, dass die DFB-Elf ihr «typisches Spiel» zeigen wird: «Eine Mischung aus schnellen Kombinationen, Positionswechseln und Pässen in die Spitze.» Tschechien habe nur dann eine Chance, «wenn Deutschland die Partie unterschätzt und nicht mit jener Konzentration ans Werk geht, die man von deutschen Teams gewohnt ist.»

Wie Straka sieht auch Abwehrchef Tomas Sivok die Stärken der DFB-Auswahl in der Offensive. «Sie spielen von der ersten bis zur letzten Minute wie eine Maschine, wie bei einem Computer-Spiel. Das schreckt mich schon ein bisschen ab», sagte der Innenverteidiger dem «kicker». Schwächen beim Gegner sieht Straka, der derzeit als TV-Experte und Co-Kommentator arbeitet, allenfalls in der Defensive. «Ein solch offensiv ausgerichtetes Team vernachlässigt immer wieder die Verteidigung», befindet der 35-malige Auswahlakteur. «Der Gegner hat daher eine Chance, wenn er die Räume nutzt, die Deutschland in seiner Angriffsphase lässt - insbesondere auf den Außenpositionen.»

 

An eine Überraschung wie beim 3:0 in der EM-Quali in München 2007 glaubt Straka nicht

Auch wenn die Tschechen die Deutschen in wichtigen Spielen durchaus geärgert haben. 1976 gewann die damalige CSSR das EM-Finale im Elfmeterschießen. 1996 siegte die DFB-Elf im EM-Finale erst in der Verlängerung dank Oliver Bierhoffs Golden Goal.

Und auch Straka war bei einem Beinahe-Coup dabei: Bei der WM 1990 unterlag sein Team dem späteren Weltmeister knapp 0:1 im Viertelfinale. Der damalige Teamchef Franz Beckenbauer tobte an der Seitenlinie, weil sich seine Spieler schwer taten gegen den nach einer Roten Karte dezimierten Gegner. Es war Strakas letztes Länderspiel - als Erinnerung sicherte er sich damals Jürgen Klinsmanns Trikot. dpa