Top-Republikaner entsetzt, Trumps Rückhalt in der eigenen Partei bröckelt weiter

Will sich nicht länger hinter Donald Trump und dessen Skandale stellen: der mächtige Vorsitzende des US-Repräsentantenhauses, Paul Ryan, unterstützt Trump nicht länger. Foto: Shawn Thew
Will sich nicht länger hinter Donald Trump und dessen Skandale stellen: der mächtige Vorsitzende des US-Repräsentantenhauses, Paul Ryan, unterstützt Trump nicht länger. Foto: Shawn Thew

Der Riss zwischen Trump und seiner eigenen Partei wird immer tiefer. Führende Vertreter sagen sich von ihm los. Der republikanische Präsidentschaftskandidat reagiert schroff.Der Streit zwischen dem republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump und führenden Vertretern seiner eigenen Partei eskaliert. Trump warf dem mächtigen Republikaner Paul Ryan und anderen vor, seinen Wahlkampf zu torpedieren.

Ryan bezeichnete er als «schwache und erfolglose Führungsfigur». Dieser hatte tags zuvor deutlich gemacht, dass Trump nicht mehr auf seinen Rückhalt zählen kann.

Selbst aus seinem innersten Zirkel kommen kritische Töne

«Trotz eines Erdrutschsieges in der zweiten Debatte (...) ist es schwierig, gut zu sein, wenn Paul Ryan und andere null Unterstützung geben», schrieb Trump bei Twitter. Unterdessen kamen aber selbst aus seinem innersten Zirkel kritische Töne.

New Jerseys Gouverneur Chris Christie kritisierte Trump für seine Äußerungen aus dem geleakten Video. «Es ist komplett unvertretbar und ich werde es nicht verteidigen und habe es auch nicht verteidigt», sagte Christie dem Sport-Radiosender WFAN. «Solches Gerede und solche Unterhaltungen sind selbst im Privaten einfach unzumutbar.» Er sagte aber auch, er werde weiter hinter Trump stehen. Christie gehört neben New Yorks Ex-Bürgermeister Rudy Giuliani zu den engsten Vertrauten des Kandidaten.

 

Trump brüstete sich 2005 damit, dass er sich gegenüber Frauen alles erlauben könne

In den Aufnahmen aus dem Jahr 2005, die die «Washington Post» am Freitag veröffentlicht hatte, brüstet sich der Unternehmer damit, dass er sich gegenüber Frauen alles erlauben könne.

Führende Vertreter der Republikaner hatten sich davon entsetzt gezeigt. Trump machte zwar in der TV-Debatte gegen seine demokratische Konkurrentin Hillary Clinton am Sonntagabend keine so schlechte Figur wie im ersten Duell, aber das Establishment blieb auf Distanz zu ihm.

Der Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Paul Ryan, soll mehreren Abgeordneten am Montag in einem Telefongespräch gesagt haben, er wolle Trump nicht mehr verteidigen und sich stattdessen auf die Kongresswahlen konzentrieren. Auch Wahlkampf wolle er nicht für den Kandidaten machen, hieß es.

 

Ryan ist derzeit der mächtigste Republikaner.

Der 46-jährige Abgeordnete aus Wisconsin haderte schon in der Vergangenheit mit Trump. Immer wieder kritisierte er ihn scharf, sprach ihm im Juni aber dennoch die Unterstützung zu. Zumindest offiziell hat er diese noch nicht zurückgenommen.

Ryans Bemerkungen wurden in amerikanischen Medien nun so interpretiert, als habe er die Präsidentschaftswahl schon verloren gegeben. Ihm scheint es nun vor allem darum zu gehen, die republikanische Mehrheit im Kongress zu halten. Mehrere republikanische Senatoren müssen wegen Trump um ihre Wiederwahl bangen, darunter Ex-Präsidentschaftskandidat John McCain.

Die zweite Kammer des Kongresses wählt mit der Präsidentenwahl am 8. November 34 Sitze neu, die für sechs Jahre besetzt werden. Die Demokraten hoffen auf einen Doppelsieg. Sie müssten den Republikanern nur vier der zur Wahl stehenden 34 Senatorensitze abnehmen, um die Mehrheit zu haben. Dann hätten sie etwa gute Chancen, bei der Besetzung der Richterposten für den politisch enorm wichtigen Supreme Court ihre Kandidaten durchzusetzen. dpa