Löw: «Wollen die WM-Qualifikation gnadenlos durchziehen»

Joachim Löw hat mit der deutschen Nationalmannschaft einen erfolgreichen Start in der WM-Qualifikation hingelegt. Foto: Friso Gentsch
Joachim Löw hat mit der deutschen Nationalmannschaft einen erfolgreichen Start in der WM-Qualifikation hingelegt. Foto: Friso Gentsch

Interview nach 2:0-Sieg

Fragen an Bundestrainer Joachim Löw in der Pressekonferenz nach dem 2:0 der Fußball-Nationalmannschaft in der WM-Qualifikation am Dienstagabend in Hannover gegen Nordirland.

 

Wie fällt ihr Fazit aus nach den beiden Heimspielen?

 

Joachim Löw: «Wir haben in den beiden Spielen sechs Punkte geholt und zweimal zu Null gespielt. Das ist natürlich sehr positiv. Es war ein relativ müheloser Sieg gegen Nordirland.

Wir haben schnell die zwei Tore gemacht, danach das Tempo logischerweise etwas herausgenommen. Es war nicht ganz so spektakulär wie gegen Tschechien, weil der Gegner noch tiefer stand im 9-1-System. Aber wir hatten insgesamt keine Probleme.»

 

Sami Khedira und Julian Draxler sind immer wieder in die Spitze gestoßen. War das ihr spezieller Auftrag?

 

Löw: Bei Julian ist das sowieso der Fall. Von den Mittelfeldspielern ist es gefordert, aus der Tiefe in den Sechzehner zu kommen. Das ist von einer Abwehr am schwierigsten zu verteidigen. Sami kommt mit einer unglaublichen Dynamik, ist auch torgefährlich. Die Variabilität in unserem System ist gefragt.

 

Nordirlands Trainer sprach davon, dass kaum ein System die deutsche Mannschaft aufhalten kann. Was sagen Sie dazu?

 

Löw: Hier und da sind wir auch schon mal aufgehalten worden. Fakt ist auf jeden Fall, dass wir mittlerweile eine unglaubliche Dominanz in unserem System erreicht haben. Dass wir in der Lage sind, den Gegner so zu bespielen, wie wir ihn brauchen. Auf der anderen Seite ist unser Spiel variabel genug. Wir haben Spieler, die ihre Positionen wechseln. Wir hatten in den beiden Spielen jetzt ganz unterschiedliche Torschützen. Das ist auch wichtig.

 

Woran müssen Sie noch arbeiten?

 

Löw: Daran, die Konstanz und die stabilen Leistungen zu behalten. Das hatten wir vor zwei Jahren nicht. Seit der EM und jetzt den drei Spielen in der Qualifikation ist die Mannschaft relativ gefestigt. Aber wir haben auch nicht gegen die Kategorie eins gespielt. Wir können viel Druck auf den Gegner ausüben, so dass er viele Wege machen muss.

 

Teilweise erinnerte die Dominanz an Handball. Sie haben wieder mit derselben Elf gespielt. Haben Sie ein erstes Team gefunden?

 

Löw: Auf dem Weg zur nächsten WM liegen erst noch der Confed-Cup und einige Qualispiele. Man kann jetzt nicht davon reden, dass man eine Mannschaft gefunden hat. Da kann noch viel passieren. Wir haben junge Spieler hinten dran, die sich im Training hervorragend unserer Philosophie anpassen. Beides ist wichtig: Dass die Mannschaft stabil bleibt und gnadenlos diese WM-Qualifikation durchzieht. Das gibt dann im Vorfeld des Turniers vielleicht das Gefühl der Sicherheit. Junge Spieler wollen wir auf höheres Niveau bringen. Da haben wir im November und beim Confed Cup die Gelegenheit.

 

Was sind ihre Schwerpunkte in den nächsten Wochen?

 

Löw: Wir werden uns nächste Woche beim DFB mit dem gesamten Trainerstab sowie U21-Trainer Stefan Kuntz treffen und die Planungen Richtung November vorantreiben. Es ist durchaus denkbar, dass ich im November dem einen oder anderen Spieler eine Pause zugestehe. Beim Confed-Cup werden wir das auch tun. Andererseits ist auch die U21-EM.

 

Und was steht für Sie als Trainer an?

 

Löw: Ich werde einige Spiele im Ausland sehen, nach England zum FC Arsenal gehen. Im November gehen wir dann nach Russland und schauen uns vor Ort um. Zum einen, was den Confed-Cup betrifft. Aber auch schon die Bedingungen für die WM, Quartier, Trainingsmöglichkeiten.

 

Sie haben Ilkay Gündogan als Zehner eingewechselt. War das so geplant?

 

Löw: Wir hätten nicht unbedingt eine Doppelsechs gebraucht. Sami hatte von Beginn an den Auftrag, mit in die Spitze zu gehen. Wir hätten ohne Probleme auch mit einem Sechser spielen können. Özil war angeschlagen, hatte Probleme mit dem Rücken. Da haben wir vorsichtshalber gewechselt wie auch bei Boateng, der ein bisschen am Knie angeschlagen war. Wir wollten möglichst viele offensive Spieler auf dem Platz haben. Ilkay kann auf der Sechs, Acht oder Zehn spielen. Es ist vielleicht eine gute Variante für die Zukunft, mit einer Doppel-Zehn zu spielen. dpa