Ein Sieg von Angst und Wut - über den Triumph Donald Trumps in den USA

 Bild: picture alliance / dpa / Michael Reynolds
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Vielleicht ist es noch zu früh, den USA nach »9/11« jetzt ein »11/9« zu attestieren

- zu fern scheint die Vorstellung einer Präsidentschaft Trumps derzeit noch, zu schwer wiegt der Schock.

 

»Ich verstehe meine eigenen Leute nicht mehr«

sagt die US-amerikanische Politologin Joyce Mushaben im Interview mit dem Deutschlandfunk, und bittet den Moderator am Ende des Gesprächs, ihm ein Flugticket zu schicken.

 

Was bis gestern Abend noch eine scherzhafte Option gewesen sein mag

- seit heute früh deutscher Zeit ist nichts mehr undenkbar.

 

Vor einer Präsidentschaft Trumps kann man sich noch nicht einmal konkret fürchten

- sie macht derzeit nur vielen Menschen Angst. Zu unberechenbar scheint ein möglicher präsidentieller Kurs des Milliardärs, der sich selbst als politischen Outsider stilisiert. Aber die Äußerung des auf Wut, Hass und gesellschaftliche Spaltung setzenden Trump, »die Welt verändern zu wollen« - ja, sie macht Angst.

 

Trump hat die Welt bereits verändert:

Er hat die Grenzen des politischen Anstands pulverisiert, er hat völlig ungeniert auf die Angst und auch den Hass der schrumpfenden, aber immer lauter werdenden Gruppe der »weißen, älteren Männer« gesetzt - und mit seinem radikalen Kurs der Polarisierung gewonnen.

 

Es fällt schwer, irgendetwas Positives aus diesen Wahlen zu ziehen.

Vielleicht stärkt das Ergebnis den Sanders-Flügel bei den Demokraten - allerdings steht die Partei vor einem Trümmerhaufen. Von den beiden unbeliebtesten Kandidaten der vergangenen Präsidentschaftswahlen hat Clinton haushoch verloren. Vieleicht gelingt es den Republikanern, Donald Trump einzuhegen - allerdings hat ebenjener Trump auch die Republikanische Partei geradezu zertrümmert. Und auf die »checks and balances« zu setzen, den mäßigenden Einfluss von Senat, Repräsentantenhaus und Supreme Court, das scheint nach den gegenseitigen Blockaden der letzten Jahre auch nur eine weniger als vage Option - zumal auch im Obersten Gericht bald die ganz rechten Konservativen die Mehrheit haben werden.

 

Trump ist gleichzeitig Ergebnis und Profiteur

der stetig größer gewordenen Spaltung der USA geworden. Eines sich ständig verschärfenden politischen Diskurses. Die Wut und die Angst haben gewonnen. Populismus, Fremdenfeindlichkeit, Protektionismus haben den Wahlkampf bestimmt - und sie könnten mit dem Ende des Wahlkampfs nun politische Agenda des immer noch mächtigsten Staates der Erde werden. Mäßigung, Stimmen der Vernunft - beide hatten keine Trumps Klaviatur der Spaltung. Rechtspopulisten in ganz Europa von AfD bis Front National feiern den Sieg Trumps bereits. Dieser Sieg der Wut und Angst wird Schockwellen über die ganze Welt aussenden. (ots)

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