Ausstellung von Friedensreich Hundertwasser im Buchheim Museum

Friedensreich Hundertwasser, Nr. 608 „Das Ende der Griechen, Ost- und Westgoten“ (Mischtechnik, 1964, Privatsammlung) (Darstellung: Buchheim Museum / Buchheim Stiftung)
Friedensreich Hundertwasser, Nr. 608 „Das Ende der Griechen, Ost- und Westgoten“ (Mischtechnik, 1964, Privatsammlung) (Darstellung: Buchheim Museum / Buchheim Stiftung)

Noch bis zum 05.03.2017 zeigt die Ausstellung des Buchheim Museums unter dem Titel „Hundertwasser. Schön & Gut“ den „ganzen Hundertwasser“. Nicht nur der Künstler, sondern auch der Kunsttheoretiker, der politische Aktivist und der Philosoph Hundertwasser kommt hier in seinen tiefsten Beweggründen zur Geltung.

 

Von 22 Leihgebern werden 125 originale Werke des Künstlers aus allen Gattungen ausgestellt von der Malerei, Druckgrafik, Tapisserien, Architekturmodelle bis hin zu einer Pflanzenkläranlage und einer Humus-toilette.

 

Ohne die Unterstützung der „Die Hundertwasser Gemeinnützige Privatstiftung“ in Wien wäre dieser Umfang an Kunstwerken nicht möglich gewesen. Die breite Auswahl repräsentiert die gesamten Spannbreite seines Schaffens in den Jahren von 1951 bis 2000.

 

Sein Wirken ist Aktueller denn je

 

Vor uns steht ein Mensch, der die existenziellen Fragen des Lebens ernst nimmt und der in seiner künstlerischen Arbeit unermüdlich um Lösungsansätze ringt. Die Probleme, die ihn umtrieben, sind heute aktueller denn je. Der britische Starphysiker Stephen Hawking sprach jüngst die Warnung aus, dass es nach jetzigem Stand der Dinge »beinahe Gewissheit« sei, dass sich der Mensch, wenn er nicht grundlegend seine kulturellen Praktiken ändert, in den nächsten 1.000 bis 10.000 Jahren durch Atomkrieg, Erderwärmung, durch gentechnisch erzeugte Viren oder sonstige technologische Entwicklungen selbst auslöscht.

 

Wie kein anderer Künstler des 20. Jahrhunderts trat Hundertwasser für die Bewahrung der Erde und der Menschheit vor dem Untergang ein. Hundertwasser entwickelte eine Strategie der ästhetischen Antizipation. Ihm war klar, dass vor der tatsächlichen Lösung eines Problems der Ausweg aus der Misere bildhaft vor Augen geführt werden muss. Er nahm das Gute im Schönen der Kunst vorweg. Mit Gemälden, Grafiken, Architekturen und Worten wies uns die „schönen Wege“, die zu einer Welt führen, in der es sich zu leben lohnt. Durch die sinnliche Kraft seiner Werke ist es ihm gelungen, die Menschen auf der ganzen Welt für seine Ideen zu begeistern. Diesem Impuls möchte das Buchheim Museum neue Geltung verschaffen.

 

Hundertwasser und Buchheim: Schon früh fanden die beiden Querdenker zusammen

 

Am 21. Juni 1964 trafen sich Friedensreich Hundertwasser und Lothar-Günther Buchheim auf der Biennale in Venedig. Sie schlossen einen Buchvertrag ab. Am 24. Juni und am 10. Juli 1964 folgten zwei Besuche Hundertwassers bei Buchheim in Feldafing.

 

Im Buchheim Verlag erschien dann Hundertwassers erste farbig bebilderte Monografie. Zwischen 1974 und 1983 wurden 20 Postkarten sowie acht Jahreskalender mit Hundertwasser-Motiven im Buchheim Verlag herausgegeben. Die im Buchheim Archiv erhaltenen Briefe und Postkarten Hundertwassers zeugen von einem engen Arbeitsverhältnis. Es geht oft um Fragen der Druckqualität. Hundertwasser war schließlich zufrieden mit dem, was Buchheim lieferte: "Endlich komme ich dazu, Ihnen den Eingang des Buches zu bestätigen, ich muss Ihnen gratulieren. Es ist wunderbar geworden", schreibt er am 2. September 1964. Es besteht Einvernehmen zwischen den beiden Querdenkern. "Der Buchheim ist ein toller Mann, der alles tut und alles kann", schreibt Hundertwasser auf eine Postkarte an Buchheim.

 

Als Verfechter einer selbstbestimmten Kreativität fand Friedensreich Hundertwasser in Lothar-Günther Buchheim einen prominenten Mitstreiter. Hundertwasser stellt 1972 die Forderung nach dem "Fensterrecht" für jeden: "Jede Art der individuellen Gestaltung ist besser als der sterile Tod. Es ist dein Recht, dein Fenster und, soweit dein Arm reicht, auch die Außenseite so zu gestalten, wie es dir entspricht". Und Buchheim erklärt es zu seiner Mission, "die Leute dazu zu ermutigen, ihren eigenen Augen und ihren eigenen Sinnen zu trauen und selber zu entscheiden, woran sie sich delektieren wollen".

 

Im 2001 gegründeten Buchheim Museum wird die Phantasie zum Prinzip erhoben. Der Besucher soll aus dem Alltag ausbrechen und eintreten in eine ästhetische Wunderwelt, in der er emotional wie gedanklich neue Wege gehen kann. "Think big!", war Buchheims Parole, zu der keiner besser passt als Hundertwasser.

 

Zur aktuellen Ausstellung: Exponate und Begleittermine bis Jahresende

 

16 Jahre nach Hundertwassers Tod, neun Jahre nach jenem Buchheims und 52 Jahre nach dem Kennenlernen der beiden, findet endlich eine Hundertwasser-Ausstellung im Buchheim Museum statt.

 

Die insgesamt 125 Arbeiten der aktuellen Ausstellung umfassen  27 Gemälde, 66 Grafiken, 15 Umweltposter, 1Tapisserie, 2 Knüpfteppiche, 10 Architekturmodelle, 1 Humustoilette, 1 Pflanzenkläranlage, 1 Verschimmelungsmanifest und 1 Kappe sowie zahlreiche Texte des Künstlers.

 

Folgende Begleittermine zur regulären Ausstellung erwarten Sie bis Jahresende:

  • Freitag, 18. November 2016, 15.30 Uhr: Direktorenführung: Daniel J. Schreiber, Direktor des Buchheim Museums, führt durch die Hundertwasser-Ausstellung. Die Teilnahme kostet € 2,50 zzgl. Eintritt.
  • Weitere Führungen durch die Ausstellung:
    • Sonntag, 20.11.2016, 14.30 Uhr
    • Sonntag, 20.11.2016, 15.30 Uhr

                   Die Teilnahme kostet € 2,50 zzgl. Eintritt.

  • Samstag, 19. und 26. November 2016, 14. und 28. Januar 2017, Sockenstricken mit Hundertwasser: „Zieht euch schöne Kleider an!“. D ieser Aufforderung Hundertwassers folgt Mechthild Latzin mit bestrickenden Geschichten zu ihrem Wiener Landsmann. Währenddessen produziert sie mit Hundertwasser-Wolle bunte Socken. Wer will, greift auch zu den Nadeln. Strickwerkzeug, hochwertige Hundertwasser-Wolle mitsamt Strickanleitung gibt es im Museumsshop. Die Teilnahme ist frei mit gültiger Eintrittskarte.
  • Samstag, 3., 10. und 17. Dezember 2016 um 15.30 Uhr, Hundertwassers Regentag: Gezeigt wird der 45-minütiger Dokumentarfilm über Friedensreich Hundertwasser (Regie und Produktion Peter Schamoni, 1972). Die Teilnahme ist mit gültiger Eintrittskarte frei.

Weiterführende Informationen

  • Adresse: Buchheim Museum Am Hirschgarten 1 82347 Bernried
  • Öffnungszeiten bis März:
    • Dienstag bis Sonntag und an Feiertagen jeweils 10–17 Uhr.
    • Am 24.12. und 31.12. ist das Museum geschlossen.
  • Eintrittspreise:
    • Regulär € 8,50
    • Kinder unter 6 Jahren frei
    • Mitglieder des Bernrieder Freundeskreises des Buchheim Museums € 5;
    • Jugendliche von 6 – 17 Jahren, Schüler, Studenten, Empfänger von ALG II, Behinderte € 4
    • Schüler in Schulklassen € 2,50
    • Personen in Gruppen € 7;
    • Familien (zwei Erwachsene mit Kindern) € 19
    • Jahreskarte € 40.
  • Anreise
  • Verschiedenste Möglichkeiten und Packages finden Sie im aktuellen Flyer zur Ausstellung oder hier.
Bitte beachten Sie auch die aktuellen Informationen zum Beispiel auf der Website des Museums.

(Buchheim Museum / Buchheim Stiftung / AK)