Zwickau: Tiere sind keine Ramschware – PETA übt scharfe Kritik an Reptilienbörse und fordert Behörden auf, die Veranstaltung künftig zu untersagen

exotischer Frosch, CC0 Public Domain
exotischer Frosch, CC0 Public Domain

Tödlicher Stress für Exoten:

An diesem Sonntag findet die Terraristik- und Reptilienbörse in der Stadthalle Zwickau statt.

PETA übt scharfe Kritik an der mit dem Tierschutz unvereinbaren Veranstaltung und fordert die Behörden auf, künftig keine Börsen für sensible exotische Tiere mehr zu genehmigen.

Für die Reptilien bedeutet die Zurschaustellung großen Stress, da sie meist tierschutzwidrig in kleinen Plastikboxen präsentiert werden;

Hinzu kommen fehlende Rückzugsmöglichkeiten und lange Transportzeiten.

 Die Tierrechtsorganisation wirft den Veranstaltern und Händlern vor, den Tod unzähliger Tiere billigend in Kauf zu nehmen:

Viele der empfindlichen Exoten sterben, bevor sie überhaupt in den Handel kommen. Sterberaten von bis zu 70 Prozent gelten in der Zoohandelsbranche als üblich [1].

 

PETA appelliert an die Behörden und Kommunalpolitiker

das bereits im aktuellen Koalitionsvertrag der Bundesregierung vorgesehene Verbot gewerblicher Tierbörsen für exotische Tiere schon jetzt in Zwickau umzusetzen.

 

„Auf Reptilienbörsen wie der in Zwickau werden empfindliche Lebewesen wie billiger Trödel verramscht.

Händler geben zudem Tiere an Besucher ab, die sich spontan – und oft ohne jegliche Fachkenntnisse – für den Kauf der anspruchsvollen Exoten entscheiden“, so Dörte Röhl, Tierärztin und Fachreferentin bei PETA. „Politiker sollten diese Tierquälerei nicht länger tolerieren, sondern derartige Veranstaltungen umgehend verbieten.“

 

PETA fordert ein generelles Haltungsverbot von exotischen Tieren in Privathaushalten

Eine artgerechte Haltung von Reptilien ist in Gefangenschaft nicht möglich. Zudem ist die Versorgung nicht nur extrem kostspielig, sondern erfordert auch ein umfangreiches Wissen. Ein Großteil der in Deutschland gehaltenen Exoten stirbt frühzeitig, weil die Tiere nicht ihren Bedürfnissen entsprechend gehalten werden.

 

Eine erst kürzlich veröffentlichte international übergreifende PETA-Recherche offenbarte erstmals Einblicke in den skrupellosen Handel mit Reptilien, die für den deutschen Heimtiermarkt bestimmt sind. Ermittler der Tierrechtsorganisation dokumentierten massenhaft tote, verletzte oder jahrelang in Plastikboxen eingesperrte Tiere bei deutschen Großhändlern und deren internationalen Zulieferern.

 

Bei einem erheblichen Teil der auf Terraristikbörsen angebotenen Wildtiere

handelt es sich um Naturentnahmen.

Im Auftrag profitorientierter Händler und gedankenloser Endabnehmer werden die letzten artenreichen Naturgebiete regelrecht geplündert. PETA kritisiert zudem, dass Exoten teilweise zu Schleuderpreisen an jeden Interessenten verkauft werden – unabhängig davon, ob der künftige Halter über das nötige Fachwissen zur Haltung der Tiere verfügt. Eine tierärztliche Fallstudie, bei der rund 150 verstorbene Reptilien untersucht wurden, kam zu dem Ergebnis, dass 51 Prozent der Tiere an durch Haltungsfehler verursachten Krankheiten litten [2].

 

Studien zufolge übertragen die meisten Reptilien gefährliche exotische Salmonellenarten: Schätzungsweise 90 Prozent der Tiere tragen die gesundheitsgefährdenden Erreger in sich. Auf den Menschen übertragene Salmonellen können schlimmstenfalls zu Hirnhautentzündungen oder gar zum Tod des Menschen führen – vor allem Kinder und immungeschwächte sowie ältere Menschen sind gefährdet. Laut Schätzungen des Robert-Koch-Instituts ist jede dritte Salmonelleninfektion bei Kleinkindern auf den Umgang mit exotischen Tieren zurückzuführen [3].

 

PETA appelliert an die Bevölkerung, Terraristikbörsen, Reptilienausstellungen und Exotenmessen zu meiden. Wer über die nötigen Fachkenntnisse verfügt, kann ein Tier aus einem Tierheim bei sich aufnehmen und so dazu beitragen, den Handel einzudämmen. Wissenswertes über die faszinierenden Reptilien und Exoten erlernen Kinder viel eher in entsprechenden Dokumentationen, da Tiere in Freiheit ein anderes Verhalten zeigen als in Gefangenschaft.

 

(Zwickau / Stuttgart, 15. Dezember 2016, DenisS@peta.de)