Neu im Münchner Stadtmuseum ab 24. März: FORUM 042: Einblicke. Hinter den Mauern des BND in Pullach und "No Secrets! Bilder der Über- wachung"

Schießanlage, aus der Serie: „Einblicke. Hinter den Mauern des BND in Pullach“, 2013 (Foto: © Alessandra Schellnegger)
Schießanlage, aus der Serie: „Einblicke. Hinter den Mauern des BND in Pullach“, 2013 (Foto: © Alessandra Schellnegger)

Als Einleitung zur Ausstellung "No Secrets! Bilder der Überwachung" ermöglicht die Kabinettsausstellung  von Alessandra Schnellnegger Einblicke in das Gelände des Bundesnachrichtendienstes (BND) in Pullach kurz vor seinem Umzug nach Berlin.

 

Jahrzehntelang war das hermetisch abgeschirmte Gelände des BND offiziell als Teil der "Bundesvermögensverwaltung, Abteilung Sondervermögen, Außenstelle Pullach ausgewiesen worden.

Die Nachbarn sollten nicht denken, dass hinter dem vier Kilometer langen Ring von Mauerwerk und Stahlzäunen deutsche Spione tätig waren.

 

Als sie nach langem Warten Zugang zum Gelände des BND in Pullach bei München erhält, ist das ein Glücksfall. Denn Blicke hinter seine Kulissen gewährt der BND so gut wie nie. Erst der geplante Umzug von Pullach in die Bundeshauptstadt Berlin ermöglichte es ihr, die Arbeitswelten der Agenten zumindest ansatzweise öffentlich zu machen.

 

Ihre Fotoserie zeigt eine aus der Zeit gefallene Architektur und verwaist wirkende Gebäude. Die Architekturaufnahmen beschreiben den eher musealen Charakter des Ortes zwischen morbid-baufälligen Baracken, Besprechungsräumen mit Namen wie z.B. "Alter Fritz" und Wandgemälden von Künstlerfürsten wie Franz von Lenbach.

 

Tatsächlich hat der Pullacher Komplex im Laufe der Zeit vielfältige Metamorphosen erfahren.

 

Bevor die Geheimorganisation "Gehlen", also die zur Spionageeinheit umfunktionierte frühere Abteilung "Fremde Heere Ost" im Oberkommando des Heeres, 1947 hier Einzug hielt, war das Gelände in der Nazi-Zeit als Reichssiedlung Rudolf Heß sowie als "Frührerhauptquartier Siegfried" in Beschlag genommen worden.

 

Die fotografischen Dokumente aus der Geschichte werfen Fragen auf: Von hier aus wurde tatsächlich die Welt bespitzelt? Mit feinem Gespür für Brüche und unbeabsichtigte Absurditäten schafft die Fotografin Fotodokumente, auf denen eine historische Kontinuität sichtbar wird, die beunruhigt - und die vom Selbstverständnis eines Teils der Staatsmacht im 20. Jahrhundert erzählt.

 

Die Schnittmenge zwischen der Arbeit des Bundesnachrichtendienstes und der Fotografin Alessandra Schellnegger wird schnell deutlich: es ist die Neugier. 2015 wurde die Fotografin für ihre Aufnahmen mit dem Eagle-Eye-Photo Contest des Frankfurter Kunstvereins ausgezeichnet.

 

Zur Ausstellung "No secrets! – Bilder der Überwachung"

 

Nicht nur Geheimdienste generieren Daten aus der Nutzung von Medientechnologien; auch im "Internet der Dinge" und in den Fantasien von "Big Data" werden mediale Vorgänge, Ereignisse und Kommunikationen automatisierten Auswertungen unterzogen, die die Kontrolle des Menschen zum Ziel haben.

 

In einem kurzen historischen Rückblick werden die Vorfahren der staatlichen Kontrolle von Mensch und Raum, etwa die Einführung der öffentlichen Straßenbeleuchtung oder die erkennungs-dienstliche Fotografie als einem Vorläufer aktueller biometrischer Erfassungsmethoden, verortet.

 

Der Hauptteil der Ausstellung präsentiert zeitgenössische Arbeiten aus den Bereichen Fotografie, Video, Malerei, Plakat und Installation. Mittels unterschiedlichster Taktiken versuchen sie, die heutigen Praktiken der Überwachung zu torpedieren, zu reflektieren oder zumindest sichtbar zu machen.

Die Ausstellung wird gemeinsam mit der Ausstellung "No Secrets! Bilder der Überwachung" am 23.3. eröffnet.

 

Weitere Informationen

  • Besucht werden können die Ausstellungen dann ab dem 24. März mit Laufzeit bis 16. Juli 2017.
  • Aktuelle Informationen zu weiteren Ausstellungen, zur Anreise und den Eintrittspreisen, Führungen, u.v.m. finden Sie hier.

(Münchner Stadtmuseum / AK)