Neue Ausstellung ab 13. April in der Münchner Kunsthalle: Peter Lind- bergh from Fashion to Reality

 White Shirts: Estelle Léfebure, Karen Alexander, Rachel Williams, Linda Evangelista, Tatjana Patitz & Christy Turlington, Malibu, 1988 (Foto / Credit: Peter Lindbergh, Courtesy of Peter Lindbergh, Paris / Gagosian Gallery)
White Shirts: Estelle Léfebure, Karen Alexander, Rachel Williams, Linda Evangelista, Tatjana Patitz & Christy Turlington, Malibu, 1988 (Foto / Credit: Peter Lindbergh, Courtesy of Peter Lindbergh, Paris / Gagosian Gallery)

Peter Lindbergh (geb. 1944 in Lissa) ist einer der einlussreichsten Modefotografen der letzten 40 Jahre. Und so ist die Ausstellung in der Münchner Kunsthalle mit dem Titel "From Fashion to Reality" eine Hommage an Lindberghs facettenreiches OEuvre von 1978 bis heute. Diese spektakuläre Schau zeigt über 220 seiner Fotografien. Sie zeigt seine künstlerische Entwicklung anhand der Themen, die er über die Jahre mit besonderer Leidenschaft verfolgte: "Supermodels", "Couturiers", "Zeitgeist«, "Tanz", "Die Dunkelkammer", "Das Unbekannte", "Silver Screen" und "Ikonen".

Neben seinen ikonischen Bildern, mit denen Lindbergh das Supermodel-Phänomen der 1990er-Jahre begründete, werden bisher unveröffentlichte Fotografien und bisher nie gezeigtes Material präsentiert; darunter persönliche Notizen, Storyboards, Requisiten, Polaroids, Kontakt-Abzüge, Filme und großformatige Drucke.

 

In einer Welt mit fest etablierten ästhetischen Codes bezog Lindbergh mit seinen wegweisenden Bildern klare Position zu gesellschaftlichen Themen

 

Peter Lindbergh war der Erste, der den Fokus auf den einzigartigen Charakter seiner Modelle legte und so der oberlächlichen Künstlichkeit der Modefotografie eine Abfuhr erteilte. Anstatt hübsch ausstafierter menschlicher "Kleiderständer" zeigt er selbstbewusste, ausdrucksstarke Frauenfiguren, von der Femme Fatale bis zur Heldin, aber auch Tänzerinnen und Schauspielerinnen. Für sein Werk sind Porträts bestimmend, die Unbefangenheit und körperliche Anmut ausstrahlen. Lindbergh revolutionierte damit die Bildsprache der bekannten Magazine und Mode-Labels und führte mit seinen meist schwarz-weißen, den lüchtigen Moment einfangenden Fotografien einen neuen Realismus in die Modefotografie ein, deren Entwicklung er seit den 1980er-Jahren maßgeblich mitbestimmte.

 

Kurator Thierry-Maxime Loriot, der in der Kunsthalle München bereits »Jean Paul Gaultier. From the Sidewalk to the Catwalk« inszenierte, erklärt: »Diese Ausstellung bietet keinen chronologischen, sondern einen thematischen Überblick. Die Besucher können die Welt von Peter Lindbergh erkunden, seinen einmaligen Blick auf jene Themen kennenlernen, zu denen er immer wieder zurückkehrt, aber auch solche Werke entdecken, die zusammen mit anderen Künstlern wie Pina Bausch oder Jenny Holzer entstanden.

 

Zudem beleuchtet die Ausstellung die Bedeutung des Menschlichen in Lindberghs Werk. Sie verrät viel über seine Werte und über seine Einstellung zu Alter, Schönheit und Weiblichkeit sowie zu großen gesellschaftlichen Fragen. Dabei wird auch Lindberghs grenzenlose Kreativität und Imaginationskraft in seinen Fotos offensichtlich.«

 

Einblicke in das Schaffen des Fotografen und Künstler


Bedingt durch die Veröffentlichung in flüchtigen Printmedien, wie monatlich erscheinenden Mode-Zeitschriften, ist ein Teil von Lindberghs Werk trotz seiner historischen Bedeutung heute in Vergessenheit geraten. Zudem wurden weitere Arbeiten wurden niemals der Öffentlichkeit gezeigt.

 

Lindbergh gestattete Thierry-Maxime Loriot uneingeschränkten Zutritt zu seinem Archiv: Mit Objekten aus diesem riesigen Fundus konnte der Kurator das ofizielle Werk Lindberghs z. B. um Making-of- und Behind-the-Scenes-Material ergänzen und gewährt damit einen neuen Einblick in die Geschichte der Fotografie der letzten Jahrzehnte.


Neben einer filmischen Biografie über Lindbergh ist seine Dokumentation "Models. The Film" (1991, 52 Minuten) zu sehen sowie Interviews mit Mitarbeitern, Models und Schauspielern, darunter Grace Coddington, Nicole Kidman, Cindy Crawford und dem deutschen Supermodel Nadja Auermann.

 

Über den Künstler


Peter Lindbergh ist bekannt für seine einprägsamen filmischen Bilder und gilt als einer der einfluss-reichsten zeitgenössischen Fotografen. Er wurde 1944 in Lissa (Polen, damals von Deutschland besetzt) geboren. Seine Kindheit und Jugend verbrachte er in Duisburg. Dort arbeitete er für ein Kaufhaus als Schaufensterdekorateur, bis er sich in den frühen 1960er-Jahren an der Kunstakademie in Berlin einschrieb.

 

Inspiriert von van Gogh zog er für fast ein Jahr nach Arles, bevor er per Anhalter nach Spanien und Nordafrika aufbrach. Später studierte er freie Malerei an der Kunsthochschule in Krefeld. Dort lernte er die Werke von Joseph Kosuth und die Konzeptkunst-Bewegung kennen. Noch vor seinem Abschluss wurde er 1969 von der anerkannten Avantgarde-Galerie Denise René–Hans Mayer eingeladen, seine Arbeiten auszustellen.

 

1971 zog Lindbergh nach Düsseldorf, wo er sich der Fotografie zuwandte und zwei Jahre bei Hans Lux assistierte, bevor er 1973 sein eigenes Studio eröffnete. Durch ein Angebot des Stern- Magazins, für das vor ihm bereits Foto-Legenden wie Helmut Newton, Guy Bourdin und Hans Feurer gearbeitet hatten, wurde er in Deutschland bekannt. 1978 zog er nach Paris, um seine Karriere weiter voranzutreiben.

 

1988 erntete Lindbergh erstmals internationale Anerkennung als Fotograf und bahnte einer neuen
Generation von Models, die er kurz zuvor entdeckt hatte, den Weg zum Erfolg – aufgrund eines ganz bestimmten Fotos, auf dem er sie in schlichten weißen Hemden zeigte. Ein Jahr später fotografierte er Linda Evangelista, Naomi Campbell, Cindy Crawford, Christy Turlington und die in Hamburg geborene Tatjana Patitz erstmals zusammen für das legendäre Cover der amerikanischen Vogue vom Januar 1990. Lindberghs Fotograien und insbesondere dieses Cover läuteten das Zeitalter der Celebrity-Models ein. Sie sollten das Bild der modernen Frau neu deinieren und inspirierten u.a. George Michael zu seinem legendären Musik-Video Freedom! ’90.

 

Seit den späten 1970er-Jahren arbeitete Lindbergh mit den prestigeträchtigsten Modelabels und Magazinen zusammen, sowohl für die internationalen Ausgaben der Vogue, wie auch für The New Yorker, Rolling Stone, Vanity Fair, Harper’s Bazaar US, Wall Street Journal Magazine, Visionaire, Interview und W. 2016 bekam Lindbergh den Auftrag, die 2017-Ausgabe des Pirelli-Kalenders zu gestalten – in der 50-jährigen Geschichte des Kultkalenders ist er der Erste, der dreimal gebucht wurde. Seine Arbeiten sind Teil ständiger Sammlungen in vielen Kunstmuseen auf der ganzen Welt und wurden bereits in einigen renommierten Museen und Galerien gezeigt.

 

Zudem hat Lindbergh eine ganze Reihe an gefeierten Filmen und Dokumentationen gedreht: Models. The Film (1991), Inner Voice (1999), der 2000 den Preis für die beste Dokumentation auf dem Toronto International Film Festival gewann, Pina Bausch. Der Fensterputzer (2001) und Everywhere at Once (2007), der von Jeanne Moreau gesprochen wird und sowohl in Cannes als auch auf dem Tribeca Film Festival gezeigt wurde.


Lindbergh wird von der Gagosian Gallery und von 2b Management vertreten.


Er lebt in Paris, Arles und New York.

 

Aktionen zur Ausstellung & Begleitprogramm zur Ausstellung

 

Anlässlich der Ausstellung wird begleitend im Taschen-Verlag ein hochwertiges Buch mit 472 Seiten erscheinen.

 

Anlässlich der Ausstellung hat Peter Lindbergh die Schaufenster von Ludwig Beck am Münchner Marienplatz gestaltet.

 

"Re-Act!" – Harry Klein goes Kunsthalle am 4.5., 20:30– 24 Uhr, mit Musik von Meute live (Hamburg) und Stefanie Raschke (Harry Klein, München), Visual Arts von Sicovaja (Harry Klein, München). In der Ausstellung (geöffnet bis 23 Uhr): Tanzperformances von Alfonso Fernández.


Afterwork KH jeden 3. Mittwoch im Monat: (19.4., 17.5., 21.6., 19.7. und 16.8): Die Ausstellung bis 22 Uhr besuchen und den Abend in der Café–Bar–Brasserie Kunsthalle bei DJ-Musik ausklingen lassen.

Informationen für Besucher

 

Öffnungszeiten

  • täglich 10–20 Uhr; 30.6.17 geöffnet 10–17 Uhr
  • jeden 3. Mittwoch im Monat 10–22 Uhr: 19.4., 17.5., 21.6., 19.7. und 16.8.

Eintrittspreise

  • Regulär: € 12
  • Ermäßigungen: Senioren (60+): € 11
  • Schüler, Auszubildende, Studenten (< 30 Jahren) und Arbeitslose: € 6
  • Kinder und Jugendliche (6–18 Jahre): € 1
  • Kinder bis 6 Jahre: frei

Weitere Informationen (z.B. zur Anreise, Gruppenführungen, etc.)

(Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung / AK)