Die Schlossanlage Schleißheim: Fahrt mit der venezianischen Gondel, Spaziergang durch den Hofgarten, Schloss Lustheim und vieles mehr

Auf zur Gondelfahrt im Hofgarten von Schlossanlage Schleißheim (Foto: La Gondola Barocca, Josef Spitzlberger)
Auf zur Gondelfahrt im Hofgarten von Schlossanlage Schleißheim (Foto: La Gondola Barocca, Josef Spitzlberger)

Wie die Bayerische Schlösserverwaltung und der Gondelfahrbetrieb „La Gondola Barocca“ mitteilen, werden seit mittlerweile fünf Jahren Fahrten auf dem Mittelkanal im Hofgarten Schleißheim angeboten. Josef Spitzlberger, Miteigentümer des Gondelfahrtbetriebs "La Gondola Barocca": „Der Blick in die glücklichen Gesichter unserer Gäste entschädigt voll- kommen für die Mühe, die wir zunächst in unsere erste Gondel stecken mussten. Fünf Monate dauerte die Reparatur, die (...) einen (...) erheblichen Geldbetrag verschlang".

Ein Blick in die fürstliche Historie von Gondeln, Booten und Schiffen

 

Die Kurfürsten Bayerns liebten das Reisen mit Booten und Schiffen. Insbesondere Kurfürst Max II. Emanuel (1662 – 1726), der als Statthalter der spanischen Niederlande und durch seine vielen Jahre im Exil in Belgien und Frankreich die ausgiebigen Kanalanlagen dieser Länder kennen und lieben gelernt hatte, ließ sich am Starnberger See das Prunkschiff Bucentaur nach venezianischem Vorbild nachbauen. Auf den vielen Kanälen, die es zu jeder Zeit in seiner Residenzstadt München gab, ließ er sich mit Booten von der Residenz zu den Schlössern Nymphenburg, Schleißheim und Dachau fahren. Besonders liebte er dabei die Fahrt in original venezianischen Gondeln, die er sich samt dazugehöriger Gondolieri direkt aus Venedig kommen ließ.

 

Die Entstehung des Gondelbetriebes in der Schlossanlage Schleißheim

 

La Gondola Barocca ist 2012 entstanden, um in der barocken Schlossanlage Schleißheim diese historisch belegte Attraktion wieder aufleben zu lassen. Gestartet werden konnte in diesem nach Ankauf einer ca. 30 Jahre alten Gondel, die im selben Jahr noch nach nach Schleißheim gelangte und dann durch die beiden Eigentümer eigenhändig in knapp 500 Stunden Arbeit repariert und wieder instand gesetzt. Diese erste Gondel wurde schließlich auf dem Namen Max II. Emanuel getauft und am 6. August 2012 erstmals in Schleißheim gewassert. Inzwischen besitzt La Gondola Barocca eine zweite Gondel etwas jüngeren Datums, die auf den Namen Bucentaur getauft wurde.

 

Die Buchungen von Gondelfahrten für die aktuelle Saison sind bereits voll im Gange

 

Insbesondere die abendlichen Fahrten in den Sonnenuntergang oder die kulinarischen Gondelfahrten, bei denen während der Fahrt unterschiedliche Gerichte angeboten werden, erfreuen sich großer Beliebtheit. Noch sind Termine frei, doch der Kalender füllt sich schnell. Und eine Reihe von Heiratsanträgen sind ebenfalls schon wieder eingeplant.

 

Eine Gondelfahrt, ein Spaziergang durch den Hofgarten und der Besuch der Schleißheimer Schlösser bieten das perfekte Barockerlebnis und lassen sich ausgezeichnet miteinander verbinden und bieten das perfekte Barockerlebnis.

 

Die Entstehung der Schlossanlage Schleißheim

 

Die Gründung der Schlossanlage Schleißheim geht auf Herzog Wilhelm V. von Bayern (lebte 1548 bis 1626) zurück, der im Jahre 1597 die in einsamer Moorgegend gelegene Schwaige Schleißheim erwarb. Wilhelm entsagte schon früh höfischem Prunk, wandte sich religiöser Meditation zu und gab schließlich 1598 vorzeitig die Regierungsgeschäfte an seinen energischen Sohn Maximilian ab. Ausdruck seiner persönlichen Neigung zur frommen Kontemplation wurde die Gründung Schleißheims, wo Wilhelm 1598 bis 1600 eine von kleinen Klausen und Waldkapellen umgebene Anlage aus Gutshof und Herrenhaus errichtete. Die profitable Landwirtschaft veranlasste Maximilian I. (reg. 1598 bis 1651), die Anlage bereits 1616 gegen eine Leibrente von seinem Vater zu erwerben.

 

Ab 1617 ließ Herzog Maximilian das Herrenhaus seines Vaters durch einen Schlossbau nach Plänen Heinrich Schöns des Älteren ersetzen: das heutige Alte Schloss.

 

Obwohl es im Zweiten Weltkrieg weitgehend zerstört, ist das Alte Schloss Schleißheim nach dem Wiederaufbau noch immer das Musterbeispiel eines im Stil der Villenarchitektur des oberitalienischen Veneto errichteten Landschlosses.

 

Ein neues Kapitel begann mit der Regierungszeit Kurfürst Max Emanuels 1680 bis 1726. Unter seiner Herrschaft wurde aus dem prächtigen Landsitz seiner Vorgänger, dessen Mittelpunkt das Alte Schloss bildete, eine pompöse Residenz des Absolutismus.

 

Im späten 17. Jahrhundert entstand zunächst Schloss Lustheim mit seinen beiden Pavillons. Das monumentale Neue Schloss aus den Jahren nach 1700 verkörpert mit seiner Raumaufteilung den Typus eines europäischen Residenzschlosses wie wenige andere. Die Deckenfresken stehen am Beginn einer Epoche machenden Entwicklung in der süddeutschen Deckenmalerei, und die Interieurs, gerade jene der Festräume und des Paradeappartements, mit ihrem Stuckdekor, ihren geschnitzten Vertäfelungen und nicht zuletzt ihrer Möblierung zählen zu den künstlerisch kostbarsten ihrer Art.

 

Die Schleißheimer Parkanlage, sowohl von Lustheim wie auch vom Neuen Schloss ausgehend streng und bewusst auf die Bauten bezogen, gehört zu den bedeutendsten europäischen Barockgärten. Anfangs niederländischem Beispiel folgend, erweiterte der französische Garten-fachmann und Wasserbauingenieur Dominique Girard den Garten um das Große Parterre im Stil der französischen Gartenkunst des Barock. Mit seinen Broderien, den Wasserflächen, den Fontänen und der Kaskade gelang ihm eine Gesamtgestaltung, die ihresgleichen sucht und in den Grundzügen bis heute fast unverändert erhalten ist.

 

Das Ensemble aus Neuem Schloss, Altem Schloss, Schloss Lustheim und der weitläufigen barocken Gartenanlage führt bis heute höfische Architektur und Gartenkunst des 17. und 18. Jahrhunderts eindrucksvoll vor Augen.

 

Weitere Informationen

(Bayerischen Schlösserverwaltung / La Gondola Barocca / AK)