Neuer Berufseignungstest soll Flüchtlinge in Bayern schneller in Arbeit bringen

Integrationskoordinatorin Verena Bartels von der IHK für München und Oberbayern (links) erläutert vier Flüchtlingen den Kompetenzcheck „check.work“ (Foto: Goran Gajanin für den BIHK)
Integrationskoordinatorin Verena Bartels von der IHK für München und Oberbayern (links) erläutert vier Flüchtlingen den Kompetenzcheck „check.work“ (Foto: Goran Gajanin für den BIHK)

Damit Flüchtlinge in Bayern schneller am Arbeitsmarkt Fuß fassen, gibt es ab sofort einen speziell für sie entwickelten Berufseignungstest. Mit dem Kompetenzcheck können erstmals auch Flüchtlinge mit geringen oder keinen Deutschkenntnissen mittels Text- und Bild- fragen umfassende Angaben zu Bildungsweg und Berufserfahrung machen. Im nächsten Schritt können sie anhand des erstellten Profils gezielt qualifiziert oder passgenau in den Arbeitsmarkt vermittelt werden. Der Test ist auf Englisch, Französisch, Farsi, Hocharabisch und auf Deutsch verfügbar.

Das Projekt „check.work“ des Bayerischen Industrie- und Handelskammertags (BIHK) wird vom Bayerischen Wirtschaftsministerium gefördert und von der Regionaldirektion Bayern der Bundesagentur für Arbeit unterstützt.

 

Auf dem Foto ist Integrationskoordinatorin Verena Bartels von der IHK für München und Oberbayern zu sehen, die vier Flüchtlingen den Kompetenzcheck „check.work“ erläutert (von links nach rechts): Conteh Sarrah Mohamed aus Sierra Leone, Ahmad Frouq Soltani und Haydari Sakineh, beide aus Afghanistan, und Afshinpour Hooman aus dem Iran.

 

Stimmen zum Projekt


Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) sagte: „Bei unserer Initiative ‚Integration durch Ausbildung und Arbeit‘ haben wir in den letzten eineinhalb Jahren schon viel erreicht. Allein 2016 konnten über 30.000 Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt integriert werden. Mit ‚check.work‘ unternehmen wir jetzt gemeinsam den nächsten Schritt: Mit dem Kompetenzcheck lassen sich die vorhandenen Kompetenzen jedes Einzelnen feststellen und für die Arbeitsvermittlung nutzen. Damit wird der gesamte Prozess nochmals wesentlich effizienter und effektiver.“


BIHK-Hauptgeschäftsführer Peter Driessen betonte: „Viele Betriebe wollen bei der Integration helfen und Flüchtlinge einstellen. Oft fehlen den Bewerbern aber Zeugnisse oder Nachweise über Qualifikationen und berufliche Erfahrungen. Diese Lücke füllt der Kompetenzcheck, weil er wichtige Informationen zum bisherigen Bildungsweg und den beruflichen Erfahrungen systematisch erfasst und darstellt. Außerdem hilft der Test bei der Frage, wie der erste Schritt in den Arbeitsmarkt aussehen soll: Ist das am besten ein Praktikum, eine Berufsausbildung oder eine Qualifizierung – oder reichen die Vorkenntnissen für einen direkten Einstieg ins Arbeitsleben?“

 

Klaus Beier, Geschäftsführer Operativ der Regionaldirektion Bayern der Bundesagentur für Arbeit, erläuterte: „Eine unserer größten arbeitsmarktpolitischen Herausforderungen ist es, Menschen mit Fluchtgeschichte eine echte Perspektive auf dem Arbeits- und Ausbildungsmarkt zu eröffnen und einen Weg in ein Leben, unabhängig von staatlichen Leistungen zu ermöglichen. Die Teilnahme am Arbeitsleben ist der Schlüssel für eine rasche und gelungene Integration. Mit einem umfassenden „Arbeitsmarktprogramm Flucht“ konnten wir bereits wichtige Erfolge erzielen, indem wir alle relevanten Elemente aufgreifen. Der Spracherwerb, die Kompetenzerfassung, Qualifizierung und Praktika sind für uns von zentraler Bedeutung. Deshalb ist das Kompetenzfeststellungstool check.work ein äußerst hilfreiches Instrument, da in kurzer Zeit berufliche Vorerfahrungen erfasst werden. Mit dem Ergebnis können Vermittlungsfachkräfte und Kunden die weiteren Schritte im Integrationsprozess planen und angehen. Check.work ist aus unserer Sicht nicht nur eine Unterstützung im Beratungsgespräch, es erleichtert auch den Einstieg in den Arbeitsmarkt.“


Der Kompetenzcheck ist ein Online-Tool und in zwei unabhängigen Modulen verfügbar

 

Das erste richtet sich an geflüchtete Erwachsene mit beruflichen Erfahrungen im Heimatland. Im
Verlauf des rund einstündigen Tests werden systematisch Vorkenntnisse nach Arbeitsbereichen und Tätigkeitsfeldern abgefragt. Dazu wird ein Fundus von insgesamt 2.000 Fachfragen mit Bildern genutzt.

 

Das zweite Modul dauert bis zu 90 Minuten und hilft Jugendlichen bei der beruflichen Orientierung. Es wird in vereinfachter deutscher Sprache bereitgestellt und richtet sich vor allem an junge Flüchtlinge in den Berufsintegrationsklassen der Berufsschulen. Ergebnis des Tests ist ein IHK-zertifiziertes Bildungs-, Tätigkeits- und Kompetenzprofil des Teilnehmers.

 

Was passiert mit dem Test?

 

Der Test wird über die Integrationsberater der IHKs und Handwerkskammern sowie die Jobcenter, Agenturen für Arbeit, Schulen und Bildungsträger zur Verfügung gestellt.

 

Weiterführende Informationen

  • Lizenzen sind über die bayerischen IHKs erhältlich.
  • Mehr Informationen zum Kompetenztest gibt es online hier.

(Bayerischer Industrie- und Handelskammertag BIHK e.V. / AK)