Vor 70 Jahren kehrte wieder Leben in die Fuggerei in Augsburg ein

Foto von der Einweihung der Häuser zum Wiedereinzug in die Fuggerei 1947 (Foto: obs / Fürstlich & Gräflich Fuggersche Stiftungs-Administration / Sammlung Häußler)
Foto von der Einweihung der Häuser zum Wiedereinzug in die Fuggerei 1947 (Foto: obs / Fürstlich & Gräflich Fuggersche Stiftungs-Administration / Sammlung Häußler)

In der im Südwesten Bayerns liegenden Stadt Augsburg findet sich mit der so genannten "Fuggerei" die älteste bestehende Sozial- siedlung der Welt. Wie eine eigene Stadt in der Stadt gehören zur Fuggerei 67 Häuser und 142 Wohnungen sowie eine eigene Kirche.  Jakob Fugger stiftete die Fuggerei auch im Namen seiner Brüder im Jahr 1521. Nach der Zer- störung im Zweiten Weltkrieg wurden am 4. September 1947 die ersten wiederaufgebauten Häuser eingeweiht - das ist nun 70 Jahre her.

 

Das geschah vor 70 Jahren

 

Am 4. September 1947 versammelten sich die geladenen Gäste in der festlich mit Girlanden und dem Lilienwappen geschmückten Herrengasse zur feierlichen Einweihung der ersten wiederaufgebauten Häuser in der Fuggerei. Sieben Wohnungen, der beim Bombenangriff in der Nacht vom 25. auf den 26. Februar 1944 teilweise völlig zerstörten Häusern, konnten am 4. September mehr als zwei Jahre nach Kriegende wieder bezogen werden.

 

Zum Hintergrund: zwei Drittel der Fuggerei wurden zerstört

 

Die Fuggerei wurde bei zwei Luftangriffen der Royal Air Force auf Augsburg im Februar 1944 zu zwei Dritteln zerstört.

 

Nur wenige Tage nach der Bombennacht beschlossen die Mitglieder des Fürstlich und Gräflich Fuggerschen Familienseniorats sofort mit dem Wiederaufbau der Sozialsiedlung zu beginnen. So konnten bereits kurz vor der Währungsreform erste Fuggerei-Bewohner ihre neuen und sogar modernisierten Wohnungen beziehen.

 

Feierlichkeiten zum Wiedereinzug

 

In Anwesenheit der Mitglieder des Hauses Fugger, dem damaligen Bayerischen Arbeitsminister Roßhaupter, Vertretern der Stadt und der amerikanischen Aliierten übergab der damalige Vorsitzende des Fuggerschen Familienseniorats Josef Ernst Fürst Fugger von Glött den künftigen Bewohnern ihre neuen Wohnungsschlüssel.

 

Bevor Bischof Joseph Kumpfmüller die wieder erbauten Häuser und Wohnungen segnete, sprach er warmherzige Worte zu den Arbeitern, die vorrangig aus der Fuggerei kamen, und dankte ihnen für Wiederherstellung der Fuggerei. Die Häuser wurden nach historischem Vorbild unter der Leitung von Architekt Baron Doblhoff wiederaufgebaut oder repariert, die Wohnungen jedoch mit fließendem Wasser, Gasheizung und einem Bad modernisiert. Außerdem wurde eine Erweiterung ins Auge gefasst, da es rund um die Fuggerei zerstörtes Gelände gab, so dass künftig noch mehr bedürftige katholische Augsburger Bürger für eine sehr niedrige Jahreskaltmiete eine Wohnung in der Fuggerei erhalten konnten.

 

Es folgten noch viele Jahre des Wiederaufbaus

 

Der Einweihungsfeier vor 70 Jahren folgten noch viele Jahre des Wiederaufbaus, bis die Fuggerei wieder in altem Glanz erstrahlte. "Über die beherzte Entscheidung des damaligen Familienseniorats, die Fuggerei wiederaufzubauen, können wir uns heute sehr glücklich schätzen. So können die Stiftungen jetzt 142 Wohnungen für 88 ct Jahreskaltmiete vergeben", erklärt Wolf-Dietrich Graf von Hundt, Administrator der Fuggerschen Stiftungen seit bald 20 Jahren.

 

Die Fuggerei steht jedem offem - Besichtigungsmöglichkeiten

 

Die Fuggerei ist heute mit einem Museum, einer Schauwohnung und einem Weltkriegsbunker kann täglich gegen Eintritt besichtigt werden. Details hierzu finden Sie hier.

 

(Fürstlich und Gräflich Fuggersche Stiftungs-Administration / news aktuell / AK)