Die Technische Universität München entwickelt ein Dreirad für das Mietradsystem der Münchner Verkehrsgesellschaft Rad

Das neu entwickelte  E-Trike der Technischen Universität München (TUM) (Foto: TUM / SWM / MVG)
Das neu entwickelte E-Trike der Technischen Universität München (TUM) (Foto: TUM / SWM / MVG)

Forscher der Technischen Universität München (TUM) haben im Auftrag der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) und der Stadtwerke München (SWM) ein elektrisch angetriebenes Dreirad, ein sogenanntes E-Trike entwickelt. Dieses soll Teil des Mietradsystems MVG Rad werden. Die Entwicklung und Konstruktion des nun fertiggestel-ten Prototyps ist Bestandteil des EU-Projektes "Civitas Eccentric" und hat ca. ein Jahr gedauert.

 

Noch in diesem Jahr sollen die ersten Dreiräder in Betrieb gehen.

Das neue System E-Trike für München: eine nachhaltige Ergänzung zum öffentlichen Nahverkehr

 

Der Weg von der U-Bahn-, Bus- oder Straßenbahnhal-testelle ans Ziel kann beschwerlich sein – vor allem, wenn man Gepäck dabei hat oder nicht gut zu Fuß ist. Julian Wilberg vom Lehrstuhl für Produktentwicklung an der TUM sagt: „Unser Ziel war es, diese Lücke für alle zu schließen“. Im Rahmen des EU-Projektes "Civitas Eccentric" erarbeitete er gemeinsam mit seinem Kollegen Simon Kremer und einem Team von Studieren-den im Auftrag von SWM / MVG eine nachhaltige Ergänzung zum öffentlichen Nahverkehr für München. Entstanden ist das System E-Trike.

 

Ein besonderes Bike: mehr als nur drei Räder und ein Motor

 

Das elektrisch betriebene Dreirad ist so konzipiert, dass es auch Menschen mit leichten Gehbehinderungen oder Gleichgewichtsproblemen komfortabel und sicher bedienen können. Es ist besonders nutzerfreundlich und bietet eine hohe Stabilität. Das E-Trike fährt mit einer Geschwindigkeit von bis zu 25 km/h und hat genügend Stauraum für mehrere große Einkaufstaschen oder zwei Getränkekisten.


Mehr als nur drei Räder und ein Motor


Kilian Kärgel, Projektverantwortlicher "Civitas Eccentric" bei SWM / MVG sagt: „Gemeinsam wollten wir eine sinnvolle Ergänzung für das bestehende Mietradsys-tem MVG Rad entwickeln. Die Fahrräder, die uns aktuell zur Verfügung stehen, sind nicht für den Transport schwerer und sperriger Gegenstände geeignet. Außerdem kann das heutige System von Menschen, deren Gleichgewichtssystem nicht voll funktionsfähig ist oder die wenig Kraft in den Beinen haben, nicht oder nur eingeschränkt genutzt werden. Mit dem E-Trike haben wir nun ein Komplettpaket entwickelt, das Buchung, Ausleihe, Rückgabe, Betrieb und Wartung beinhaltet, und sich ideal in das Mietradsystem MVG Rad integrieren lässt.“


Das Team der TUM nutzte einen innovativen und interdisziplinären Forschungsansatz: Die komplette Produktentwicklung – von Analyse über die Konzepterstel-lung bis zum physikalischen Prototypen – orientierte sich am Nutzererlebnis. Mit-hilfe einer „User Experience Journey“ wurden alle Einflussfaktoren auf den Interaktionsablauf systematisch visualisiert und analysiert. Um herauszufinden, was potenzielle E-Trike-Kunden wünschen, befragten Studierende der TUM verschiedene Zielgruppen – junge Menschen, Behinderte, Berufstätige, Senioren – nach ihren Wünschen und Erfahrungen. Wichtige Informationen für die nutzergerechte Umsetzung des Konzeptes erhielten sie außerdem vom Behindertenbeirat der Landeshauptstadt München. „Auf der Basis dieser Daten wurden Zielgruppen ermittelt und Anforderungsprofile erstellt, die wir bei allen Entwicklungsschritten berücksichtigt haben“, so Kremer.


Ein Dreirad für Jung und Alt

 

Das neu entwickelte Fahrzeug ist dank eines tiefen Einstiegs auch für ältere Men-schen leicht zu fahren. Die Gepäckbox hat zwei Flügeltüren, die sich zum rücken-schonenden Beladen und Entladen öffnen lassen. Der Elektromotor ist stark ge-nug, um eine Person plus etwa 30 Kilo Zuladung zügig ans Ziel zu bringen. Das E-Trike lässt sich wie von MVG Rad gewohnt über eine App orten und buchen. Zu-sätzlich haben Nutzer auch die Möglichkeit, das Gefährt mit Hilfe einer Chipkarte auszuleihen.

 

Den Rad-Verleih nicht neu erfinden

 

Wilberg betont: „Wichtig war bei der Entwicklung, dass sich das E-Trike in das bestehende Ver-leihsystem MVG Rad integrieren lässt“. Dies sei problemlos möglich, weil das Dreirad trotz der Ladebox nicht länger als ein normales Mietfahrrad sei. Es passt damit auf die bereits vorhandenen Stellflächen. Diese müssten lediglich noch mit Ladestationen ausgerüstet werden.

 

Fortlauf des Projektes

 

Die Entwicklung des Prototyps war ein Meilenstein. Das Projekt ist damit aber nicht beendet. In den nächsten Schritten geht es nun darum, das E-Trike in das bestehende IT-System hinter MVG Rad einzubinden. 2018 sollen bis zu 20 E-Trikes auf Basis des Prototyps entstehen, die dann erstmals in dem Projektgebiet von "Civitas Eccentric" via Domagkpark / Parkstadt Schwabing und Smarter To-gether in Neuaubing-Westkreuz / Freiham zum Einsatz kommen. Eine umfangreiche begleitende Evaluation ist ebenfalls in Planung, um während der Projektlaufzeit wichtige Erkenntnisse für Betrieb und Weiterentwicklung zu sammeln.

 

Projekt für nachhaltigen Verkehrskonzepte in Metropolen

 

Im erwähnten EU-Projektarbeitet München zusammen mit den vier Partnerstädten Madrid, Stockholm, Turku und Ruse an nachhaltigen Verkehrskonzepten für die Metropolen der Zukunft. Bis August 2020 werden innovative Lösungen in den Bereichen städtische Mobilität sowie Gütertransport entwickelt und umgesetzt. Jede der fünf Städte operiert in einem realen Umfeld, einem „living lab“. In München liegt der räumliche Fokus auf dem schnell wachsenden Münchner Norden im Allgemeinen und dem Quartier Domagkpark / Parkstadt Schwabing im Speziellen.

 

Gefördert wurde die Entwicklung durch das EU-Projekt Civitas sowie die Untenehmer Tum MakerSpace GmbH.

 

(Technische Universität München / Stadtwerke München (SWM) / Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) / Landeshauptstadt München, Kreisverwaltungsreferat / AK)