Ausstellung zum 100. Geburtstag von Lothar-Günther Buchheim

Lothar-Günther Buchheim in seinem Esszimmer in Feldafing, 1970er Jahre (Foto: Diethild Buchheim, Buchheim Museum der Phantasie, Bernried am Starnberger See)
Lothar-Günther Buchheim in seinem Esszimmer in Feldafing, 1970er Jahre (Foto: Diethild Buchheim, Buchheim Museum der Phantasie, Bernried am Starnberger See)

Zum 100. Geburtstag wird dem Künstler, Autor, Verleger, Sammler und Museumsgründer Lothar-Günther Buchheim eine große bio-grafische Ausstellung gewidmet.

 

An teils noch nie gezeigten Dokumenten, Zeichnungen, Fotos und Modellen wird Buchheims Lebenslauf als paradigmatische deutsche Biografie des zwanzigsten Jahr-hunderts verständlich gemacht. Zugleich werden die großen menschlichen Fragen der Verführbarkeit, der Angst, der Schuld und der Sühne thematisiert.

»Die Wahrheit ist ein heikel Ding …«.

 

Diesem Motto Lothar-Günther Buchheims folgend soll im Jahr seines 100. Geburtstags Licht in die Biografie des Museumsgründers gebracht werden. An vier Booten und vier Büchern werden seine Lebensetappen zur Darstellung gebracht. Der Schwerpunkt liegt auf Buchheims berühmt-estem Werk »Das Boot«.

 

Dank der Zusammenarbeit mit dem Journalisten Gerrit Reichert, der seit Jahren das Thema bearbeitet, kann vor allem eine historisch-kritische Neubewertung von Buchheims Teilnahme am U-Boot-Krieg und von seiner Rolle im Apparat der NS-Propaganda präsentiert werden. Freilich soll auch sein späteres Eintreten für die Rehabilitierung der als »entartet« diffamierten Kunstströmungen sowie für die befreiende Kraft der Phantasie gewürdigt werden, das in der Gründung des Buchheim Museums seinen krönenden Abschluss fand.

 

Ausstellung und Begleitbuch befassen sich biografisch mit dem Künstler, Autor, Verleger und Sammler Lothar-Günther Buchheim. Es wird dabei ein weiter greifender Rahmen gesteckt, der Buchheims Lebenslauf als paradigmatische deutsche Biografie des zwanzigsten Jahrhunderts verständlich macht und zugleich die großen menschlichen Fragen der Verführbarkeit, der Angst und der Schuld nahe bringt. Buchheim stand den Nazis eigentlich nicht nahe, wurde aber doch von der Faszination des Krieges ergriffen, machte mit, sogar an der vordersten Linie der Propagandakompanie, bereute und bewältigte sein Trauma durch Aufarbeitung und kulturelles Engagement für ein offenes, liberales und demokratisches Deutschland. Die Ausstellung soll insgesamt vier Kapitel erhalten, die jeweils eine autobiografisch inspirierte Publikation Buchheims und ein Schiff in den Mittelpunkt stellen:

  • 1) Rund um ein original erhaltenes Faltboot aus Buchheims Nachlass soll an den jungen, außergewöhnlich wissbegierigen, tatendurstigen und hochbegabten jungen Mann Buchheim erinnert werden, der sich 1938 aufmachte, um die Welt kennenzulernen und Grenzen zu erfahren. Als 20-Jähriger war Buchheim mit dem Boot auf der Donau bis zum Schwarzen Meer gefahren. Die Erlebnisse hielt er in dem Buch »Tage und Nächte steigen aus dem Strom« fest.
  • 2) Das Hauptkapitel besteht aus einer frisch recherchierten, historisch-kritischen Teilbiografie über Buchheim in den Jahren des Zweiten Weltkriegs. Nach intensiver Auswertung von bislang unentdecktem Archivmaterial und durch Zeugenbefragungen können hier nun erstmals die historischen Hintergründe zu Buchheims Romanen »Das Boot« und »Die Festung« rekonstruiert werden. In Zusammenarbeit mit der Bavaria Film GmbH werden auch die filmischen Interpretationen des Themas von 1981 und von heute behandelt. Außerdem werden spannende Enthüllungen zu Buchheims Aktivitäten als Autor und Maler im Dienste der Nazi-Propaganda in diesem Kapitel dargelegt. Das Schiff dieses Lebensabschnitts ist selbstverständlich U 96.
  • 3) Das dritte Kapitel ist Buchheims Verarbeitung der Kriegserlebnisse in den Jahrzehnten danach gewidmet. Es kulminiert in dem Zwist zwischen dem Kommandanten von U 96 Heinrich Lehmann-Willenbrock und Buchheim. Exemplarisch hierfür steht ein Modell des Nuklearschiffs »Otto Hahn«, auf dem Lehmann-Willenbrock als Kapitän fuhr. Auf gemeinsamen Reisen auf dem Schiff reflektierten die beiden Freunde die Kriegserlebnisse gemeinsam. Schließlich gelangten Sie jedoch zu sehr unterschiedlichen Auffassungen über Sinn und Unsinn des Krieges. Auf diese Ereignisse nimmt Buchheims dritter autobiografischer Roman »Der Abschied« Bezug.
  • 4) Im Verlauf seines Lebens hat sich Buchheim immer wieder mit seiner Beteiligung als Marinemaler und Kriegsberichter an den Gräueltaten der Nazis auseinandergesetzt. Sein im Bau des Buchheim Museums der Phantasie gipfelndes kulturelles Engagement ist als Zielpunkt dieser jahrzehntelangen Aufarbeitung zu verstehen. Das »Schiff« dieses Kapitels ist das Museumsgebäude von Günter Behnisch, das sich wie ein Ocean Liner in den Starnberger See schiebt. Das dazu gehörende Buch trägt den schönen Titel »Museum in den Wolken«. Darin setzt sich Buchheim mit dem Scheitern eines Buchheim Museums in Duisburg 1985 auseinander, und entfaltet zugleich die Grundintentionen seines Museums der Phantasie, das später in Bernried am Starnberger See entstehen soll.

Weitere Informationen

Herzlich Willkommen zu dieser besonderen Geburtstagsausstellung!

 

(Buchheim Museum / Buchheim Stiftung / AK)