Neue Sonderausstellung im Münchner Stadtmuseum: Forum 045: Arne Schmitt – Persönlichkeit und System

 (Symbolbild; Foto: pixabay.com / designerpoint)
(Symbolbild; Foto: pixabay.com / designerpoint)

Forum 045, das Ausstellungsformat für junge Fotografie des Münchner Stadtmuseums, präsentiert Arbeiten von Arne Schmitt (geb. 1984, Mayen). Der Kölner Künstler befasst sich konsequent mit der Architektur der Moderne und der Nachkriegszeit. Seine Werke reflek-tieren den Entstehungskontext und den Zeit-geist prägender Bauwerke oder Bautypologien. Zugleich befragen sie kritisch unseren gegen-wärtigen Umgang mit der bundesrepubli-kanischen Architekturgeschichte. Ab sofort kann die Ausstellung besucht werden.

Der Kölner Künstler befasst sich konsequent mit der Architektur der Moderne und der Nach-kriegszeit. Seine Werke reflektieren den Entstehungskontext und den Zeitgeist prägender Bauwerke oder Bautypologien. Zugleich befragen sie kritisch unseren gegenwärtigen Umgang mit der bundesrepublikanischen Architekturgeschichte.

 

Der Ausstellungstitel "Persönlichkeit und System" bezieht sich auf Schmitts Arbeiten „In neuer Pracht“ (2017) und „Mit weniger mehr schaffen“ (2016). Diese widmen sich einem Bauherrn und einem Architekten, sowie deren spezifischen Leistungen: Als Bauherr zeichnete der Versicher-ungsunternehmer Hans Gerling (1915-1991) verantwortlich für die Errichtung seines imposanten und stadtteilprägenden Kölner Firmensitzes. Der Architekt Hans Neufert (1900-1986) verfasste 1936 mit seiner „Bauentwurfslehre“ eines der auflagenstärksten Standardwerke für Architektur-studenten und Raumplaner.

 

Kurzbiografie des Künstlers

  • 1984 geboren in Mayen, lebt und arbeitet in Köln 2005
  • 2011 Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig
  • 2011-2012 Hogeschool Sint-Lukas, Brüssel
  • 2014-2015 Gastprofessur HfbK Hamburg

Die Fotoserie „In neuer Pracht“ befasst sich mit der Umwandlung des ehemaligen Verwaltungssitzes der Gerling-Versicherung in ein groß angelegtes Real Estate Projekt

 

Das architektonische Ensemble in der nordwestlichen Kölner Innenstadt wurde vor allem in den 1950er und 60er Jahren gebaut. In den vergangenen Jahren wandelte ein Immobilienentwickler es in hochpreisige Eigentumswohnungen und Büroflächen um. Dabei wurden einige neue Bauten ergänzt, die Charakteristik der vorhandenen Architektur jedoch bewusst beibehalten. Hans Gerling, der die Firma in der Nachkriegszeit zu einem internationalen Versicherungsimperium ausbaute, hatte von verschiedenen Architekten seine Vision einer repräsentativen Firmenzentrale umsetzen lassen, beraten durch den Bildhauer Arno Breker, der mit der Familie befreundet war und mehrere Skulpturen und Reliefs für die Platzgestaltung schuf. In der Nachkriegszeit spöttisch als „Kölner Reichskanzlei“ tituliert, wird der monumental-strenge Neoklassizismus heute unverhohlen mit Begriffen beworben, die ebenso wie die Formensprache der Bauten an Werte erinnert, die im Nationalsozialismus Hochkonjunktur hatten. Die Arbeit „In neuer Pracht“ verdichtet diesen zutiefst neoliberalen ideologischen Rückgriff in Fotografie und Text.

 

Ebenfalls in der Ausstellung zu sehen ist Arne Schmitts Video „Mit weniger mehr schaffen. Die zeitlose Wissenschaft der Rationalisierung“

 

In der filmischen Aneignung von Ernst Neuferts „Bauentwurfslehre“ wird dieses höchst technische und reich illustrierte Lehrbuch auf seinen ideologischen Gehalt hin "gelesen": Ausgewählte Seiten des Buches werden eingeblendet und eine Sprecherin stellt all jene grundlegenden theoretischen Zusammenhänge her, die durch den ausgewiesenen Praxisbezug des Buches unterschlagen werden. In der filmischen Montage wird der ideologische Gehalt des Buches sichtbar, der im Nationalsozialismus seinen Ausgangspunkt hat und seitdem durch 40 Auflagen hindurch von den Herausgebern aktualisiert wird.

 

Weitere Informationen

  • Besucht werden bis 27. Mai 2018.
  • Aktuelle Informationen zu weiteren Ausstellungen, zur Anreise und den Eintrittspreisen, Führungen, u.v.m. finden Sie hier.

(Münchner Stadtmuseum / AK)