Eigentum ist Diebstahl?

140 Jahre ist es jetzt her seit Ende 1879 23 Münchner Hausbesitzer die Gründung des „Münchner Grund- und Hausbesitzervereins“ beschlossen haben und am 2. Januar 1880 bei der ersten Mitgliederversammlung im „Gasthof zum Fischmarkt“ (Viktualienmarkt) den Apotheker Adolf Widnmann zum Vorsitzenden wählten. München hatte damals ca. 200.000 Einwohner. In Bayern regierte König Ludwig II.

Es folgten tiefgreifende Veränderungen durch zwei Weltkriege, Wiederaufbau, Wirtschaftswunder, Finanzkrise und digitale Revolution. Aber eines hat sich nicht verändert: Das Verhältnis mancher Zeitgenossen zum Eigentum.

 

„Eigentum ist Diebstahl“ tönten damals die Kommunisten um Karl Marx (1818 - 1883) und zogen daraus die Schlussfolgerung, dass sich nicht der staatliche Eingriff in das Eigentum, sondern das Privateigentum als solches rechtfertigen muss. Dieses Umfeld veranlasste damals Haus- und Grundeigentümer, sich zur Verteidigung ihres Eigentums zusammenzuschließen, das die Klassenkämpfer vorrangig im Visier hatten. Heute wird zu Enteignungen aufgerufen – allen voran aus der radikalen Berliner Szene. Hier wird die Abneigung gegen das Eigentum zumindest offen zur Schau getragen – im Gegensatz zu den verdeckten Angriff en, die gerne in Paragrafen verpackt werden. Auch hier hat sich in 140 Jahren wenig verändert. Aber damals wie heute ist sich der Verein und die ganz überwiegende Zahl der Mitglieder ihrer sozialen Verantwortung bewusst und wird auch künftig sorgfältig danach differenzieren, welche Einschränkungen des Eigentums notwendig sind, um den sozialen Frieden zu erhalten und welche nur dazu dienen, Neidkomplexe zu bedienen und sich damit Wählerstimmen zu sichern. Gegen letzteres werden wir uns weiterhin mit allen zur Verfügung stehenden rechtsstaatlichen Mitteln zur Wehr setzen. Heute ist HAUS + GRUND MÜNCHEN mit über 35.000 Mitgliedern die größte Interessenvertretung der Haus- und Wohnungseigentümer im Bundesgebiet. Dabei konnten in den letzten 20 Jahren mehr Mitglieder gewonnen werden als in den 120 Jahren davor. Seit Jahren können wir pro Arbeitstag ca. 10-15 neue Mitglieder begrüßen. Dafür wurde HAUS + GRUND MÜNCHEN jetzt zum 12. Mal in Folge als bundesweit erfolgreichste Interessenvertretung ausgezeichnet.

 

Woran liegt’s?

An der kostenfreien Rechts- und Steuerberatung durch inzwischen 23 Rechtsanwälte und Steuerberater? An den Mitgliederbeiträgen ab € 60,00/Jahr, die seit 18 Jahren nicht erhöht worden sind?

 

Eigentumsfeindliche Politik

Immer häufiger wird von neuen Mitgliedern als Grund für den Beitritt zu unserem Verband die zunehmend eigentumsfeindliche Politik genannt – sowohl auf Bundes- als auch auf Landes- und Kommunalebene. Haus- und Wohnungseigentümer sehen ihre Interessen von den politischen Parteien immer weniger vertreten. Eine häufige Gegenfrage neuer Mitglieder, wenn sie nach den Gründen für ihren Beitritt befragt werden: „Kennen Sie eine Partei, die sich noch für das Eigentum einsetzt?“ Oder: „Kennen Sie einen Politiker, der so mutig ist, in der auf den Mieter fokussierten Medienlandschaft die Interessen von Eigentümern zu vertreten?“ „Ihr Verband ist doch die einzige Stelle, die sich noch um das Eigentum kümmert – deshalb kommen wir zu Ihnen – obwohl wir aktuell keine Dienstleistung benötigen.“ Wenn Vermieter in der Öffentlichkeit pauschal als „Miethaie“, „Ausbeuter“, „Abzocker“ u.ä. verunglimpft werden – hört oder liest man da klare Worte von Politikern, dass das so nicht geht? Eher nicht. Wenn zum „Schutz der Mieter“ rechtswidrige Vorschrift en erlassen werden, wie es z.B. bei der Bayerischen Mietpreisbremseverordnung der Fall war oder Mietspiegel mit zahlreichen Ungereimtheiten erstellt werden, wagt es kaum ein Politiker, dies kritisch zu hinterfragen. Da sagt man besser nichts dazu – man will ja schließlich nicht die Mieter d.h. die Mehrheit der Wähler, verärgern. All dies ist rechtsstaatlich höchst bedenklich, führt zur Politikverdrossenheit; beschert uns aber einen Zulauf von Mitgliedern, von dem wir früher nur träumen konnten. So sehen wir die derzeitige Entwicklung letztlich mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Der Solidaritätsgedanke, der vor 140 Jahren zur Gründung des Vereins geführt hat, ist aktueller denn je. Er erlebt zurzeit eine wahre Renaissance.

Rechtsanwalt Rudolf Stürzer Vorsitzender von Haus + Grund München